Am Wochenende lief die vielleicht letzte Raubritter-Sitzung
BERGISCH NEUKIRCHEN. War das vierte - als „Ritternei“bezeichnete - Kostümfest der KG „Raubritter“in der Stadthalle Bergisch Neukirchen vielleicht die letzte? Diese Frage stand im Raum, ohne dass die rund 200 Besucher etwas davon ahnten. Sie tanzten zwischen den Programmpunkten zur Musik der Kapelle, lachten über Witze von Jens Singer, der bei seinem Vortrag als „Schofför der Kanzlerin“auch die Leverkusener Bundestagsabgeordneten Helmut Nowak (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) nicht schonte. Die Jecken sangen mit dem Kaschemmensänger Günter Missenich oder beklatschten die eigene Karnevalsnummer, als 16 Mitarbeiter der Finanzverwaltung um Präsident Ulrich Obladen eine Parodie um Trump, Brexit und mehr auf die Bühne brachten.
Schon vor Jahren hieß es, es stehe nicht gut um die 1955 gegründete Gesellschaft, die einige Jahre nach der ersten öffentlichen Sitzung vom Lützenkirchener Saal Kuhl in die Stadthalle Opladen umzog. Dort wurde 1967 die erste „Silberne Steuerschraube“verliehen. Träger dieser Auszeichnung war unter anderem der frühere NRW-Innenminister Ingo Wolf. Finanzminister Norbert Walter-Borjans wurde im Jahr 2012 zum 45. und zugleich letzten Träger der Silbernen Steuerschraube ernannt.
Neben der Finanzierbarkeit sei die abnehmende Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, der Hauptgrund für das mögliche Aus der Raubritter-Sitzung, sagte Vorsitzender Ralf Garrels. Junge Finanz- amts-Kollegen kämen aus Wuppertal oder Düsseldorf und hätten wegen fehlender Ortsansässigkeit keinen Bezug zur Veranstaltung, die außerhalb der Dienstzeit ablaufe.
Andreas Haag (30) aus Leverkusen sah das anders. Es bereite ihm auch außerhalb des Dienstes großes Vergnügen, sich mit Kollegen zu treffen, sich gemeinsam für ein Kostüm zu entscheiden (die elf Kolleginnen waren als Hühner erschienen, während Haag eine Kochschürze mit KFC-Symbol trug) und lustigen Karneval zu feiern. Wenn dies wirklich die letzte Sitzung der Raubritter sein sollte, fände er das sehr schade. Ob und wie es weitergehe, das sei derzeit unklar, betonte Garrels: „Wir wissen nicht, ob wir durchhalten. Aber es sieht nicht gut aus.“Die Entscheidung fällt wohl nach Karneval.