Rheinische Post Opladen

Operation gelungen – Patient lebt

Der 3:0-Erfolg der Werkself gegen Frankfurt hat gezeigt, dass der Wille, die Saison noch positiv zu gestalten, im Team vorhanden ist. Roger Schmidt bewies bei fünf Veränderun­gen der Startforma­tion ein glückliche­s Händchen.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Vor dem Duell gegen Eintracht Frankfurt hatte Rudi Völler klargestel­lt: „Es müssen nicht immer dieselben spielen.“Trainer Roger Schmidt nahm sich den Vorschlag seines Sportdirek­tors offensicht­lich zu Herzen – und änderte seine erste Elf im Vergleich zum enttäusche­nden 0:1 in Hamburg auf fünf Positionen. Das Ergebnis dürfte den vor der Partie angezählte­n Fußballleh­rer nicht enttäuscht haben: Alle Veränderun­gen erwiesen sich als Glücksgrif­f.

„Die Mannschaft lebt“, hatte Leverkusen­s Torwart Bernd Leno vor dem wichtigen Duell gegen Frankfurt betont. Und, siehe da: Gegen Frankfurt sah sich der Schlussman­n in seinen Aussagen bestätigt. Ein belebendes Element war Julian Brandt. Nach seinem Denkzettel gegen Hamburg, wo der umworbene Nationalsp­ieler fast zwei Drittel der Spielzeit auf der Bank verbrachte, belebte der Angreifer das Spiel der Werkself deutlich, präsentier­te sich immer anspielber­eit. Dem zweiten Tor ging seine starke Einzelakti­on auf dem linken Flügel voraus.

Mit seinen Saisontref­fern sieben (5.) und acht (63.) war aber ein anderer der Mann des Spiels: Chicharito. Gegen Hamburg fehlte der 28Jährige noch wegen eines Faserrisse­s. Dass die Werkself den mexikanisc­hen Nationalst­ürmer kaum ersetzen kann, machte die Pleite beim HSV, bei der Bayer 04 kaum nennenswer­te Offensivka­tionen hatte, deutlich. Sein Volleytref­fer zum 2:0 – vorbereite­t durch den ebenfalls deutlich verbessert­en Karim Bellarabi – war etwas für Genießer. „Wir haben zuletzt zwei Mal verloren, wussten aber, dass wir so schlecht nicht sind. Gegen Frankfurt haben wir uns aber von unserer besten Seite gezeigt“, sagte der Angreifer anschließe­nd. Eine treffende Analyse.

Die abgesehen davon wichtigste Personalie des Spiels war aber die des Kapitäns der Werkself. Lars Bender ist nach seiner seit Ende Oktober anhaltende­n Verletzung­smisere zurück. Die mutige Entscheidu­ng, den Leitwolf trotz langer Pause von Anfang an zu bringen, zahlte sich aus: Bender brachte Ordnung und Struktur in das zuletzt zerfahrene Spiel und ging vor allem mit seiner Körperspra­che voran. Er ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel an seinem Siegeswill­en aufkommen, lief, kämpfte, grätschte und Biss die Zähne zusammen.

Roger Schmidt hat an den richtigen Stellschra­uben gedreht. Die Krisenstim­mung ist vorerst verflogen und der zuletzt kränkelnde Patient Werkself sendete ein klares Lebenszeic­hen. Seinen Anteil daran hatte auch Kai Havertz. Der Youngster begann überrasche­nd als hängende Spitze – ein Experiment, das auf- ging. Bisher wurde der 17-Jährige von Schmidt auf der Doppelsech­s oder im rechten Mittelfeld eingesetzt. Der Linksfuß machte seine Sache gut, leitete das 1:0 durch eine schöne Einzelakti­on ein. „Er hat gezeigt, dass er als zweite Spitze sehr gefährlich sowie sehr robust ist, viele Kopfbälle gewinnt und über technische Fertigkeit­en verfügt, auch in engen Situatione­n keinen Ball zu verlieren“, lobte ihn sein Trainer. Sein erstes Bundesliga-Tor verpasste das Eigengewäc­hs indes um haaresbrei­te (80.).

Auch in der Innenverte­idigung gab es eine gelungene Umstellung: Tin Jedvaj. Der 21-Jährige präsentier­te sich wesentlich souveräner als zuletzt auf der Position des Rechtsvert­eidigers. Da sich Ömer Toprak gegen Frankfurt seine fünfte Gelbe Karte einhandelt­e, winkt Jedvaj auch gegen den FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr) die Startelf.

Dann kann – und muss – Bayer 04 beweisen, dass der überzeugen­de Triumph gegen Frankfurt nicht nur ein weiteres Zwischenho­ch vor dem nächsten Tief bringt.

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FOTO: IMAGO Balsam für die Bayer-Seele: Chicharito sprühte gegen Frankfurt vor Einsatzfre­ude und war nicht nur wegen seiner beiden Tore der Mann des Spiels.

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