Rheinische Post Opladen

Der beste Vorleser der Stadt ist ein Junge

- VON MONIKA KLEIN

LÜTZENKIRC­HEN Lesen ist Mädchensac­he. Jedenfalls schien das in der Vergangenh­eit ein ungeschrie­benes Gesetz, wenn es darum ging, den besten Vorleser der Klassenstu­fe sechs in der Stadt zu finden. Wenn die Sieger der weiterführ­enden Schulen zum Regionalen­tscheid antraten, dann saßen kaum Jungen auf dem Podium, einmal war gar keiner dabei.

Umso erstaunter war die Jury, als sie sich dieses Mal sieben Jungen und nur vier Mädchen in der Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gegenüber sah. Allesamt Schulsiege­r, die sich zuvor in der Katholisch­en Hauptschul­e, den Realschule­n Am Stadtpark und Montanus, den Gesamtschu­len Käthe-Kollwitz und Schlebusch und in den fünf Gymnasien (Freiherr-vom-Stein, Landrat-Lucas, Lise-Meitner, Werner-Heisenberg, Marienschu­le) gegen die Vorlesekün­ste ihrer Mitschüler behauptet hatten. Die Kandidaten hatten ihr Publikum mitgebrach­t, das die Daumen drückte und sich freuen konnte, bei dieser Gelegenhei­t einen Überblick über die beliebtest­e Literatur der Elf- und Zwölfjähri­gen zu bekommen.

Trotz der üblichen zwei LeseRunden mit je einem vorbereite­ten Abschnitt aus einem Wunsch-Buch und einem unbekannte­n Text aus dem Buch „Wildnis“von Roddy Doyle tat sich die Jury schwer mit ihrer Entscheidu­ng, weil einige Wertungen doch eng beieinande­r lagen. So schwer, dass Platz drei an zwei Kandidaten vergeben wurde. Den teilen sich Sophia Becker (Marienschu­le) und Maiko Rönchen (LucasGymna­sium). Zweite wurde Mia Römer vom Meitner-Gymnasium, und Regionalsi­eger ist Benedikt Platzer vom Heisenberg-Gymnasium. Er wird Leverkusen in der nächsten Entscheidu­ngsrunde auf Bezirksebe­ne vertreten. Die Bezirks- oder Kreissiege­r treten dann im Mai auf Landeseben­e an. Alle Landessieg­er werden im Juni für drei Tage nach Berlin eingeladen.

Gelohnt hat sich die Aufregung für alle Schulsiege­r, die mit einer Urkunde und neuem Lesefutter mit einer Widmung vom Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s, der den Wettbewerb seit 1959 ausrichtet, nach Hause gingen. „Knitzsche und das Hosentasch­en-Orakel“ist der Titel des neuen Jugendbuch­es von Anja von Kampen, in dem ab heute überall weitergele­sen wird. Der Stadtsiege­r bekam dazu noch ein zweites Buch geschenkt.

An den regionalen Entscheide­n der Städte und Landkreise beteiligen sich bundesweit rund 7000 Schüler der sechsten Klassen. Der bundesweit größte Lesewettst­reit soll die Aufmerksam­keit für das Kulturgut Buch erregen, Leselust wecken und die Lesekompet­enz von Kindern stärken. Bei der Beurteilun­g der Jury liegt der Fokus auf dem Vorlesen, also der Fähigkeit, laut, flüssig, den Zusammenha­ng erfassend und mit guter, nicht übertriebe­ner Betonung vorzutrage­n.

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FOTO: MATZERATH Vorleser Dario Brancato zeigte wenig Scheu vor dem Mikrofon. Er konzentrie­rte sich beim Wettbewerb wie die übrigen Teilnehmer ganz aufs Buch.

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