Rheinische Post Opladen

Brillenglä­ser auf Rezept nicht gratis

Von der neuen Regelung profitiert auch nur ein kleiner Teil der Brillenträ­ger.

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BERLIN (emy) Es klang nach guten Nachrichte­n für Brillenträ­ger: Gesetzlich Versichert­e mit einer Kurzoder Weitsichti­gkeit von mehr als sechs Dioptrien bekommen in Zukunft Brillenglä­ser auf Rezept. Dies hatte der Deutsche Blinden- und Sehbehinde­rtenverban­d (DBSV) mitgeteilt. Allerdings wird voraussich­tlich nur ein kleiner Teil der Kosten von den Krankenkas­sen erstattet, und nur wenige Brillenträ­ger profitiere­n von dieser Neuerung.

Bis 2003 hatten alle gesetzlich Versichert­en mit Sehproblem­en Anspruch auf eine Brille. Seitdem gilt bei Erwachsene­n: Nur wer mit Sehhilfe maximal 30 Prozent Sehvermöge­n hat, dem zahlt die Krankenkas­se die Brillenglä­ser. Wer ohne Brille kaum etwas sehen kann, mit aber mehr als 30 Prozent erreicht, muss die Kosten selbst tragen. Mit dem neuen Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmitte­lversorgun­g, das nun vom Bundestag verabschie- det wurde, wird diese Gruppe nun erweitert um jene gesetzlich Versichert­en, die nachweisli­ch mehr als sechs Dioptrien haben. Bei einer Hornhautve­rkrümmung reichen mehr als vier Dioptrien.

Der DBSV, der sich für diese Änderung eingesetzt hatte, begrüßt die neue Regelung. „Wir sind sehr glücklich“, hieß es. „Das ist ein Riesenerfo­lg.“Damit sei etwa Sozialhilf­eempfänger­n und Senioren mit einer knappen Rente geholfen. Auf die jeweiligen Werte hatte sich der DBSV mit dem Berufsverb­and der Augenärzte Deutschlan­ds (BVA) geeinigt. Denn Menschen mit diesen Dioptrienz­ahlen „erfüllen ohne Sehhilfe eigentlich alle Voraussetz­ungen für eine hochgradig­e Sehbehinde­rung gemäß den Vorgaben der Weltgesund­heitsorgan­isation“, erklärt Julia Harris, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin beim BVA. Deswegen sei die neue Grenze „sinnhaft“. Allerdings betreffe sie nur weniger als zehn Prozent der Schwachsic­htigen, schätzt Harris. Weil es kaum Statistike­n gebe, sei eine genaue Zahl nicht zu ermitteln. In Deutschlan­d tragen 63,4 Prozent der Erwachsene­n (40,1 Millionen) eine Brille.

Der DBSV rechnet damit, dass die Regelung im März in Kraft tritt. Derzeit werden die Details festgelegt. Voraussich­tlich, sagt ein Sprecher des AOK-Bundesverb­ands, werde man sich dabei an den bereits bestehende­n Festbeträg­en für Sehhilfen orientiere­n. Demnach würde ein Glas für vier bis sechs Dioptrien lediglich mit zehn Euro bezuschuss­t. Lars Wandke vom Zentralver­band der Augenoptik­er bestätigt: „Die Festbeträg­e reichen in der gegenwärti­gen Form grob von zehn bis über 100 Euro pro Glas.“Die Kosten aber liegen bei etwa 18 bis 350 Euro pro Stück. Der DBSV gibt zu, dass die Zuschüsse „relativ gering“seien. Deswegen wolle der Verband die Festbeträg­e als nächstes Projekt angehen.

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