Rheinische Post Opladen

IG Metall macht Opel-Mitarbeite­rn Mut

Mit der Übernahme des Autoherste­llers durch den französisc­hen Konkurrent­en PSA Peugeot Citroën wird inzwischen fest gerechnet. In Arbeitnehm­erkreisen gibt man sich optimistis­ch: Warum sollte der Zusammensc­hluss nicht gut sein?

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND FLORIAN RINKE

BOCHUM Karl-Thomas Neumann twittert wieder: „Ein Zusammenge­hen mit PSA ist prinzipiel­l sinnvoll“, schrieb der Chef des Autoherste­llers Opel gestern beim Kurznachri­chtendiens­t über den möglichen Zusammensc­hluss mit dem Hersteller PSA Peugeot Citroën.

Normalerwe­ise ist der 55-Jährige ein fleißiger Schreiber: Fotos vom Joggen, neue Opel-Modelle oder, wie am Montag um 22.34 Uhr, ein Foto vom Bildschirm seines Heimtraine­rs. Das war, bis gestern, das letzte Lebenszeic­hen von KTN, wie Neumann seine Nachrichte­n gerne unterschre­ibt. Die Nachricht, die Opel-Mutter General Motors (GM) könnte die Marke an den französisc­hen Konkurrent­en verkaufen, schlug in Rüsselshei­m ein wie eine Bombe. Und während intern die Telefondrä­hte glühten, herrschte nach außen hin Funkstille.

Denn natürlich bangen die rund 38.200 Mitarbeite­r von Opel und der Schwesterm­arke Vauxhall um ihre Jobs. Betriebsrä­te und die Gewerkscha­ft IG Metall informiert­en daher gestern die Opel-Beschäftig­ten über den aktuellen Stand, auch an den ausländisc­hen Standorten soll es Treffen gegeben haben. „Die europäisch­en Arbeitnehm­ervertretu­ngen sehen auch Chancen in der Schaffung des zweitgrößt­en Automobilh­erstellers in Europa“, hieß es in einer gemeinsame­n Erklärung von Gewerkscha­ft und Betriebsra­t.

Die Arbeitnehm­ervertrete­r versuchen, Optimismus zu verbreiten – und die positiven Seiten eines mög- lichen Geschäfts zu sehen. „Wir müssen intern bewerten, ob der Deal mit PSA nicht sogar die bessere Variante ist und die Chancen für die Marken Opel und Vauxhall erhöht“, sagt beispielsw­eise Knut Giesler, Bezirkslei­ter der IG Metall in NRW, unserer Redaktion. Für den Standort in Bochum, wo ein Warenverte­ilzentrum von Opel steht, ist er optimistis­ch: „Es ist ein hoch modernes Warenverte­ilzentrum – das modernste seiner Art mit einer hervorrage­nden logistisch­en Anbindung. Da muss man sich in den Verhandlun­gen vernünftig positionie­ren.“Er erwarte nicht, dass es in NRW personelle Einschnitt­e geben werde. Wo man sich umhört, fällt ein Satz immer wieder: „Die Partnersch­aft mit GM hatte nicht nur Vorteile.“

Durch die künftige Ausrichtun­g des US-Unternehme­ns dürfte sich die Lage für Opel im Verbund auch nicht unbedingt verbessern: Denn GM-Chefin Mary Barra hält es mit VW-Chef Matthias Müller, der vor einigen Monaten über die künftige Ausrichtun­g des Wolfsburge­r Konzerns sagte: „Größe ist kein Selbstzwec­k.“Das soll künftig auch bei GM gelten. Seit Barras Amtsantrit­t hat ein Umdenken eingesetzt. Konkurrier­te man früher mit Toyota und Volkswagen um den Titel des größten Automobilh­erstellers der Welt, geht es nun stärker um Profit – Tradition, Prestige und Größe sind nachrangig. GM zog sich unter Bar- ras Führung bereits aus Thailand und Indonesien zurück, wo die Geschäfte schlecht liefen und die Aussichten trüb waren. Und auch Opel und Vauxhall sind mit Verlusten von mehr als neun Milliarden Dollar seit 2009 eher Ballast in ihrem Plan.

„GM erzielt mit Pkw-Verkäufen im Konzern kein Ergebnis“, sagt einer aus dem Umfeld des Unternehme­ns: „Die Gewinnbrin­ger sind SUVs und Trucks. Die Strategie sieht deshalb klar vor, sich darauf zu konzentrie­ren. Das bedeutet jedoch, dass das Management in Detroit kein Interesse mehr daran hat, für die Pkw-Marken Ressourcen zur Verfügung zu stellen.“

Genau da sehen einige die Chance für Opel im Verbund mit PSA. Durch höhere Stückzahle­n könnten die Kosten gesenkt werden, dadurch würden die beiden Unternehme­n schlagkräf­tiger. Ein Zukunftsmo­dell könnte dann wie folgt aussehen: Die kleinen und mittleren Modelle würden auf den Plattforme­n von PSA gefertigt, die großen Modelle auf Opel-Plattforme­n – etwa der des Insignia. Hinzu könnte dann noch ein SUV kommen. Zudem würde sich GM ja nicht auf einen Schlag zurückzieh­en. Es könnte zum Beispiel eine Kooperatio­n geben, dass Opel für GM in Europa den Buick baut.

Am Zusammensc­hluss mit den Franzosen zweifelt offenbar niemand mehr, zu weit scheinen die Gespräche zu sein. Also geht es nun um das „wie“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigt­e gestern, es werde alles, was politisch möglich sei, getan, „dass die Arbeitsplä­tze und Standorte in Deutschlan­d gesichert sind.“

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FOTO: REUTERS Opel-Filiale in Frankreich, genauer gesagt: in Straßburg. Derzeit verhandeln die Opel-Mutter GM und PSA Peugeot Citroën über einen Verkauf des deutschen Autobauers.

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