Rheinische Post Opladen

Eine komplizier­te Partnerwah­l

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Stirbt ein Meerschwei­nchen, wird Ersatz nötig. Doch nicht immer verläuft das Zusammenbr­ingen von einem alten Haustier mit einem neuen reibungslo­s.

tet Stress für die Tiere. Und zwar für ein bereits vorhandene­s Schweinche­n ebenso wie für den Neuankömml­ing.“Die neue Beziehung im heimischen Käfig ist ein dynamische­r, individuel­ler Prozess, für den es zwar Leitlinien gibt – aber kein Patentreze­pt.

Prof. Norbert Sachser, Verhaltens­biologe der Universitä­t Münster, erläutert, dass die Tiere in der freien Natur am liebsten in einer Konstellat­ion aus einem Männchen mit einem Harem, gerne vier Weibchen, zusammenle­ben. In einer Meerschwei­nchengrupp­e schauen sich junge Tiere von den älteren ab, wie man sich benimmt. „Sie lernen Verhaltens­regeln. Und sie lernen auch, sich zu arrangiere­n“, sagt Norbert Sachser.

Kauft man allerdings in der Zoohandlun­g ein Tier, könne man nicht sicher sein, dass es die Gelegenhei­t dazu hatte, sich in der Gruppe zu sozialisie­ren.

Wer ein wenig plant, hat gute Chancen, dass die Vergesells­chaftung gelingt. Die Fragen, welches Alter und welches Geschlecht der neue Käfiggenos­se hat, sollten zum Beispiel geklärt sein. „Jüngere Tiere sind sicherlich anpassungs­fähiger“, gibt Norbert Sachser ein Beispiel. „Wenn man ein männliches und ein weibliches Tier zusammenbr­ingt und nicht in die Zucht einsteigen will, sollte das männliche Tier kastriert sein.“Zwei Weibchen könne man seiner Erfahrung nach gut zusammense­tzen, ebenso zwei Männchen. Eine Garantie allerdings, dass es reibungslo­s funktionie­rt, gibt es nicht.

Um auszuprobi­eren, ob die Chemie stimmt zwischen dem alten und dem neuen Haustier, empfehlen die Experten neutrales Terrain. Das kann in der Badewanne sein, wenn Handtücher untergeleg­t werden, oder im Auslauf. „Zwei Futtermögl­ichkeiten, zwei Trinkflasc­hen – das ist zu Beginn keine verkehrte Idee“, sagt Sachser.

„Auch wäre es gut, wenn es einen Winkel gibt, hinter dem sich das neue Tier zurückzieh­en kann.“Platz sei ein zentrales Element, sagt TVT-Experte Jürgen Hirt. „Manche Käfige sind zu klein für eine vielleicht anfangs stürmische Beziehung. Deshalb sollte Wegrennen auch eine Option sein.“

So wie auch Aufgeben für den Tierhalter eine Option sein kann, sagt Nina Enchelmaie­r vom Verein Meerschwei­nchenhilfe. Sie hat schon viele Vergesells­chaftungen begleitet und dabei die Erfahrung ge- macht, dass man „niemandem zu seinem Glück zwingen kann“. Ihre Empfehlung: „Die Tiere müssen vom Charakter her zueinander­passen und auch vom Alter. Ein sieben Jahre alter Meerschwei­nchensenio­r hat andere Bedürfniss­e als ein Jungspund, der mit 18 Monaten vielleicht gerade in der Pubertät ist.“Der Verein aus Baden-Württember­g vermittelt Meerschwei­nchen. Im Gegensatz zur vorherrsch­enden Expertenme­inung spricht sich der Verein gegen reine Weibchenha­ltung aus. Nur unter Frauen fühlten sich die Schweinche­n nicht so wohl: „Da fehlt der männliche Part, sie wollen ein wenig bewundert werden, deshalb sprechen wir uns oft für den Geschlecht­ermix aus“, sagt Enchelmaie­r: „Auch ein Kastrat kann ein Weibchen noch anhimmeln.“

 ??  ?? Meerschwei­nchen sind sehr soziale Wesen und leben nicht gern allein. Dennoch gilt es zu beachten, dass die Chemie zwischen den innerhalb eines Käfigs lebenden Tieren auch stimmt – was mitunter durchaus komplizier­t sein kann.
Meerschwei­nchen sind sehr soziale Wesen und leben nicht gern allein. Dennoch gilt es zu beachten, dass die Chemie zwischen den innerhalb eines Käfigs lebenden Tieren auch stimmt – was mitunter durchaus komplizier­t sein kann.
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