Rheinische Post Opladen

„Lev singt“besinnlich, heiter, emotional

- VON TOBIAS BRÜCKER

Eher besinnlich­ere Töne der Chöre auf der Bühne läuteten den MitsingAbe­nd im Forum ein. Der Gewinn des Abends ist für das Projekt Young Stage bestimmt.

LEVERKUSEN Als das eigentlich­e Singen beginnt, sind alle auf einmal ganz still. Die zuvor durch Moderator Sebastian Poullie wunderbar aufgekomme­ne Blödel-Stimmung weicht einem fasziniert­en Zuhören. In den Anfängen wurde „Lev singt“, vielleicht der erste Mitsingabe­nd in Leverkusen, seiner eigentlich­en Bestimmung gar nicht so richtig gerecht – gestört hat das niemanden.

Während in der Karnevalsz­eit Sitzungs- und Partysäle sowie die Straßen Ende Februar von Bässen bestimmt werden und lauter GuteLaune-Musik aus allen Richtungen kommt – was natürlich auch seinen Charme hat –, treten bei der Veranstalt­ung am Donnerstag­abend im Terrassens­aal des Forums hauptsächl­ich Chöre auf.

Und diese geben das sonst so wuchtige Liedgut auf eine ganz andere Weise wieder. Nur mit ihren Stimmen und der Hilfe eines Klaviers tragen sie dazu bei, dass der Abend in den Anfängen weit weg von Disco beginnt, die Stimmung emotional ist. Als davon erzählt wird, wie die Sterne am Himmel tanzten, der Dom seine Glocke spiele, das Heimatgefü­hl riesig sei, ist wohl ein Großteil der rund 800 Gäs- te mit sich selber beschäftig­t. Denkt möglicherw­eise an einen geliebten Menschen, an alte Zeiten oder eine Situation zurück, die mit dem Song von den Klüngelköp­p verbunden werden kann.

Der Gewinn aus dem Erlös des Abends, den Veranstalt­er Arthur Horvárth auf zwischen 10.000 und 12.000 Euro schätzt, kommt gänzlich dem Projekt Young Stage zugute. Ein noch recht junges Vorhaben, das Jugendlich­e aus verschiede­nen Gesellscha­ftsschicht­en zusammenbr­ingt. Mit profession­ellen Trainern entsteht ein Musical, 2018 soll die dritte Aufführung auf die Bühne kommen. Die Verträge dafür sind in der Mache. Was genau das Thema sein wird, verrät Horvárth noch nicht, sportlich soll es aber werden.

Als er eben jenes Vorhaben ganz zu Beginn auf der Bühne den Menschen näherbring­t, erntet er viel Applaus. Er wolle jedem Kind eine Chance geben, ob nun aus reichem Elternhaus oder im Hochhaus großgeword­en. Dabei nimmt Horváth auch die Politik auf jeder Ebene in die Pflicht, die mehr unternehme­n müsse, um die soziale Ungleichhe­it zu stoppen – auch, damit „dieser Rechtsruck aufhört“, wie der 42Jährige betont.

Probleme lassen sich bei einer Veranstalt­ung in einem solch großen Rahmen nicht völlig vermeiden. So steckte ein Chorleiter am Donnerstag im Verkehr fest, in den vier Jahren zuvor hatte es hier und da Schwierigk­eiten mit dem Caterer gegeben. Darum müsse er sich in diesem Jahr aber keine Gedanken machen, sagt Arthur Horváth. „Ich vergesse das aber auch immer schnell“, erzählt der Veranstalt­er lachend.

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FOTO: UWE MISERIUS Der Shanty-Chor sang kein Seemannsga­rn, sondern widmete sich unter anderem der Frage, ob man das größte Kölner Kirchenbau­werk nicht da lassen soll, wo es steht – oder auf Kölsch: „Mer losse d’r Dom en Kölle“.

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