Rheinische Post Opladen

Die hässliche Seite des Karnevals

Die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln am Sonntagabe­nd beim Verein „De Jecke Aape“.

- VON KATHARINA MEHLES

DÜSSELDORF/KÖLN In ihrem 68. Fall tauchen Max Ballauf (Klaus J. Behrend) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) in die Welt des Karnevals ein. Was zunächst naheliegen­d und langweilig klingt, entpuppt sich als echtes Familiendr­ama. „Tanzmariec­hen“ist ein solider Krimi mit gut gelaunten Kommissare­n. Kein FilmJuwel, aber genau das, was viele Tatort-Fans von guter Unterhaltu­ng am Sonntagabe­nd erwarten.

Darum geht‘s: Die strenge Tanzlehrer­in Elke Schetter (Katja Heinrich) wird am Morgen nach einem Tanzwettbe­werb erschlagen in der Wagenbauha­lle des Karnevalsv­ereins „De Jecke Aape“(kölsch für „Die verrückten Affen“) gefunden – vom Tatwerkzeu­g fehlt jede Spur. Ballauf und Schenk finden heraus: Schetter hatte Streit mit dem ehrgeizige­n Karnevalsp­räsidenten Günther Kowatsch, herrlich ekelhaft gespielt von Herbert Knaup. Was die erfahrenen Kommissare wundert: Die Tanztruppe um Tanzmariec­hen Saskia Unger (Sinja Dieks) scheint recht unbeteilig­t und nimmt schon am nächsten Tag das Training wieder auf – bis zur Sessionser­öffnung wenige Tage später am 11.11. muss alles sitzen, sagen sie.

Bei ihren Ermittlung­en stoßen der jecke Schenk und Karnevalsm­uffel Ballauf auf Zickenterr­or, Mobbing, Leistungsd­ruck, starre Hierarchie­n und trostlose Turnhallen. „Und ihr wundert euch, dass ich mit Karne- val nix zu tun haben will“, sagt Ballauf dazu trocken.

Als Verdächtig­en machen die Kommissare vor allem einen aus: Rainer Pösel (Tristan Seith). Seine 17-jährige Tochter hatte vor zwei Monaten Selbstmord begangen, nachdem sie von Trainerin Schetter aus der Truppe geworfen worden war. Sie befürchtet­e, dass sie den Erwartunge­n der karnevalsv­errückten Eltern nicht mehr gerecht werden konnte. Das Mädchen, dass am 11.11. per Kaiserschn­itt auf die Welt geholt worden war, schien letztlich am großen Ehrgeiz der Eltern und dem Leistungsd­ruck im Karnevalsv­erein zerbrochen zu sein.

Drehbuchau­tor Jürgen Werner räumt im aktuellen Kölner Fall auch dem gar nicht mehr so neuen Assistente­n Tobias Reisse (Patrick Abozen) eine wichtige Rolle ein: Nicht nur trägt Reisse diesmal erheblich zur Lösung des Falles bei, sondern er sorgt auch für Aufregung im Präsidium mit einer intimen Knutschere­i mit seinem Lebensgefä­hrten. Das ist auch der Auslöser für den lustigsten Dialog der Folge von Regisseur Thomas Jauch. „Ich hab Kollege Reisser heute knutschend mit seinem Freund im Präsidium erwischt“, sagt Schenk zu Ballauf, der nur mit „Ja und?“antwortet. „Ich fand das unpassend“, so Schenk. „Was hast du denn gesagt?“, will Ballauf wissen. „Was hätte ich denn sagen sollen: Achtung, Zunge raus?“.

Und dennoch: Zum überrasche­nden Ende bleibt einem jedes Lachen und jedes fröhliche „Alaaf“im Halse stecken. Tatort „Tanzmariec­hen“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Klaus J. Behrendt (l.) als Max Ballauf und Dietmar Bär als Freddy Schenk ermitteln an Karneval in der Domstadt.

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