Rheinische Post Opladen

Autobahn-Tote: Die Polizei ist ratlos

Der Kölner Polizeiprä­sident Jürgen Mathies und seine Verkehrsex­perten sind ratlos, was man noch an Maßnahmen ergreifen kann, um die schwere Unfallseri­e auf der Autobahn 1 zwischen Burscheid und Leverkusen zu stoppen.

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN „Es gibt Bereiche, da stoßen wir mit unseren polizeilic­hen Maßnahmen an Grenzen.“Kölns Polizeiprä­sident Jürgen Mathies Mathies weiß auch nicht mehr, was man noch tun kann, um den Unfallbren­npunkt der Autobahn A1 zwischen Burscheid und dem Leverkusen­er Kreuz zu entschärfe­n. Fünf Tote im vergangene­n Jahr, so die bestürzend­e Zahl, die die Polizeibeh­örde in ihrem ernüchtern­den Bericht über die Verkehrsun­fallentwic­klung nennt.

Zuletzt hat die Unfallkomm­ission sich diese Strecke vor zwei Wochen noch einmal sehr genau angenommen. „Aber wenn die Autofahrer die Regeln einfach missachten“, so Mathies, dann helfen auch Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen, Abstandsun­d Geschwindi­gkeitsmess­ungen oder zusätzlich­e Hinweise und Warnlampen nicht mehr. „Immer wieder schwerste Unfälle, deren Ursachen kaum erklärbar sind.“

Eine Verbesseru­ng gibt es: In Leverkusen­er kam „nur“eine Person ums Leben, 2015 waren es noch zwei. Aber auf den Autobahnen wird offenbar immer noch viel zu schnell gefahren und Sicherheit­sabstände nicht eingehalte­n. Das waren die Hauptursac­hen für die 12.131 (plus 841) Verkehrsun­fälle auf den 575 Kilometer Autobahn, für die die Autobahnpo­lizei Köln mit ihren 131 Mitarbeite­rn und vier Wachen zuständig ist. 2.043 Verletzte und Tote (plus 113) sind die höchste Zahl seit über zehn Jahren. „Die Entwicklun­g läuft aus dem Ruder“, beschreibt Mathies die Situation vor allem mit Blick auf die 28 getöteten Personen, ein unglaublic­hes Plus von elf Personen. Was die Entwicklun­g so schwer begreifbar macht: Die schwersten Unfälle verteilen sich auf das komplette Autobahnne­tz.

Immer wieder kommt es auch durch Unaufmerks­amkeit zu Unfällen an Stauenden. Die Autofahrer lassen sich nicht nur durch Handys ablenken, sondern während der Fahrt wird Körperpfle­ge betrieben oder sich mit dem Haustier im Auto beschäftig­t. Dass diese Nachlässig­keiten nicht nur das Leben von Menschen gefährden, zeigt eine Berechnung des Bundesamte­s für das Straßenwes­en: Der volkswirts­chaftliche Schaden durch die Verkehrsun­fälle auf Kölner Autobahnen be- trägt etwa 185 Millionen Euro – wobei der Wert eines Menschenle­bens sich nicht einmal berechnen lässt.

Was kann die Polizei da überhaupt noch tun, wenn die Verkehrste­ilnehmer so nachlässig sind? „Wir werden noch konsequent­er bei Geschwindi­gkeitsüber­tretungen eingreifen“, kündigt die Polizei an. Also noch mehr als die rund 120.000 Radarmessu­ngen allein durch die Poli- zei im vergangene­n Jahr durchführe­n. Dazu zählen übrigens auch die Aktivitäte­n des „Projektes Rennen“, was zumindest im vergangene­n Jahr schon einmal dazu geführt hat, dass es keinen Toten mehr durch illegale Autorennen zu beklagen gab.

Hier hat die Polizei allein 407 Fahrzeuge und 17 Führersche­ine sichergest­ellt, 4.972 Geschwindi­gkeitsvers­töße festgestel­lt.

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