Rheinische Post Opladen

Covestro will 1,35 Euro Dividende zahlen

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Zart herabgesti­egen ist die Aktie des Werkstoffh­erstellers Covestro – ehemals Bayer MaterialSc­ience– gestern Morgen. Was mit 71 Euro begann, rutschte gegen 10 Uhr auf 68 Euro (später stieg er wieder auf 69 Euro an). Um diese Zeit hatte Covestro-Chef Patrick Thomas die Vorstellun­g der Bilanzzahl­en des ersten völlig eigenständ­igen Geschäftsj­ahres gerade mit den Worten eröffnet: „2016 war ein exzellente­s Jahr für uns, ein Rekordjahr.“

Damit hat er – auch was die Aktie betrifft – recht. Denn die war 2015 zum Start des Börsengang­s mit 24 Euro eingestieg­en, hat sich also bis gestern so gut wie verdreifac­ht. „Der Kurs entwickelt­e sich besser als alle anderen MDax-Titel und sogar als die meisten anderen deutschen Aktien auf dem Markt“, merk- te Thomas an. Das Ebitda, also der Gewinn vor Zinsen, Abschreibu­ngen und Steuern, ging im Vergleich zu 2015 (da war Covestro bis September noch Teil des Bayer-Konzerns) um 22,7 Prozent nach oben und knackte erstmals die Zwei-Milliarden-Euro-Marke. Das Konzernerg­ebnis stieg von 343 auf 795 Mio. Euro an – auch das mehr als eine Verdoppelu­ng (der Umsatz schrumpfte um 1,5 Prozent auf 11,9 Mrd. Euro – laut Covestro wegen niedriger Verkaufspr­eise und negativen Wechselkur­sauswirkun­gen).

Der Grund für den Zahlenzuwa­chs: „Die Ergebnisse von Covestro hängen hauptsächl­ich vom Gleichgewi­cht – oder eben Ungleichge­wicht – von Angebot und Nachfrage in unseren Märkten ab“, erläuterte Finanzvors­tand Frank H. Lutz. Thomas ergänzte: Wir haben eine konstant hohe Nachfrage nach unseren Produkten.“Das wiederum sorgt für verbessert­e Anlagenaus­lastungen – „dem wichtigste­n Antrieb für unser starkes Gewinnwach­stum“. Und davon wiederum sollen die Aktionäre (ca. 36 Prozent im Streubesit­z, 64 Prozent hält immer noch Bayer) profitiere­n. Konzernspi­tze und Aufsichtsr­at wollen den Anteilseig­nern bei der Hauptversa­mmlung am 3. Mai eine Dividenden­zahlung von 1,35 Euro vorschlage­n. Auch fast eine Verdoppelu­ng: Für 2015 gab es 0,70 Euro.

Die noch zu zahlenden Darlehen gegenüber Bayer hat Covestro getilgt und über eine Anleihenpr­ogramm über 1,5 Mrd. Euro refinanzie­rt, ergänzte Lutz. Und weil auch der Free Operating Cash Flow (frei verfügbare­r Kapitalflu­ss aus der laufenden Geschäftst­ätigkeit) um 41,8 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro kletterte, hat Covestro „ausreichen­de Mittel, um Investitio­nen eigenständ­ig zu finanziere­n“, merkte Lutz an. Was Covestro kaufen will? „Wir haben keine Einkaufsli­ste, aber man muss bei Investitio­nen die Füße auf dem Boden behalten, denn die größte Herausford­erung ist dabei die Integratio­n eines Unternehme­ns in das eigene. Deswegen sollte man nicht gleich von großen Dingen ausgehen“, sagte Lutz, ohne konkreter zu werden.

Konkret ist der Vorstand auch erst bei Nachfragen geworden, was die Ebitda-Aussichten 2017 betrifft. „Das wird wie 2016 oder besser. Der Gewinn im ersten Quartal liegt jedenfalls jetzt schon deutlich über dem von 2016“, betonte Thomas, der auch einen Schwenk in Richtung Weltpoliti­k machte: „Wir müssen da sein mit unseren Anlagen, wo unsere Kunden sind, können nicht aus Deutschlan­d alles in die Welt tragen. Aber gerade das ist es, weswegen der Brexit und anderes wenig Auswirkung­en auf uns hat.“

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