Rheinische Post Opladen

Mit Zuversicht gegen das spanische Bollwerk

Atlético Madrid eilt der Ruf einer defensiv extrem kompakten und konterstar­ken Mannschaft voraus. Um dennoch einen Erfolg gegen den Favoriten feiern zu können, muss die Werkself im Grunde nur da weitermach­en, wo sie zuletzt aufgehört hat.

- VON SEBASTIAN BERGMANN UND DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Bevor der Ball zum Abschlusst­raining vor dem Achtelfina­le der Champions League rollte, richtete Stefan Kießling noch ein paar Worte an seine Teamkolleg­en. Was genau der Routinier seinen Mitspieler­n mit auf den Weg gab, ist nicht überliefer­t. Sicher ist aber, dass er vor zwei Jahren dabei war, als Bayer 04 beinahe Atlético Madrid aus der Königsklas­se geworfen hätte. Dem 1:0-Heimsieg folgte damals ein 0:1 in Madrid. Das Elfmetersc­hießen entschiede­n die Hausherren für sich – und für die Werkself war einmal mehr in der Runde der letzten 16 Schluss.

Diesmal soll alles anders werden. Ziel ist die erste Viertelfin­al-Teilnahme seit der legendären TripleVize-Saison 2001/2002, wo der Weg der Werkself bis ins Endspiel führte. Den Grundstein dafür kann das in der aktuellen Champions-LeagueSais­on noch ungeschlag­ene Bayer 04 heute Abend (20.45 Uhr) legen, wenn Atlético erneut in der BayArena antritt. Vor der Partie gab sich Roger Schmidt demonstrat­iv optimistis­ch. Die Freude am Ereignis steht im Vordergrun­d.

„Damals war es sehr knapp“, erinnerte sich der Coach an die hitzigen Duelle vor zwei Jahren. „Wir haben gesehen, dass wir in der Lage sind, mit zwei Top-Tagen gegen so eine große Mannschaft wie Atlético Partien auf Augenhöhe zu zeigen.“Da sich beide Teams hinsichtli­ch ihrer Spielphilo­sophie nicht großartig verändert hätten, ist Schmidt hoffnungsv­oll, Madrid erneut auf die Probe stellen zu können.

Eine wichtige Aufgabe kommt auf Chicharito zu. Der mexikanisc­he Starstürme­r der Werkself präsentier­te sich seit dem Jahreswech­sel wie verwandelt, schoss in vier Ein- sätzen fünf Tore und bereitete einen weiteren Treffer vor. Jetzt ist der 28Jährige gefragt, das spanische Bollwerk zu durchbrech­en, das Madrid schon in den vergangene­n Jahren auszeichne­te. „Er ist in blendender Verfassung. Das ist wichtig, da Atlético nicht viele Chancen zulassen wird“, setzt Schmidt im Duell mit den Spaniern auf seinen besten Bundesliga-Torschütze­n (zehn Tore). Der Trainer will am liebsten dort anknüpfen, wo sein Team zuletzt beim 3:1-Erfolg in Augsburg aufgehört hat. „Die Spielfreud­e und Kreativitä­t, die uns in den letzten Spielen ausgezeich­net hat – dieses Top-Niveau wollen wir erreichen.“Auch gegen Madrid sieht Schmidt seine Mannschaft „in der Lage, Torchancen herauszusp­ielen und erfolgreic­h zu sein“.

Ein weiterer Faktor könnte Kai Havertz sein. Dem Youngster, der durch seine starken Auftritte gegen Frankfurt und in Augsburg zuletzt abermals auf sich aufmerksam machte, winkt sein erster StartelfEi­nsatz in der Königsklas­se. In der Gruppenpha­se wurde der 17Jährige bereits in Tottenham (1:0) sowie in Moskau (1:1) eingewechs­elt. Während Havertz in diesen Partien noch als Mittelfeld­spieler eingesetzt wurde, scheint er nun als zweite Spitze hinter Chicharito am dringendst­en gebraucht.

Durch Erfahrung werde man die Gäste ohnehin nicht besiegen können, stellte Schmidt treffend fest und forderte: „Wir müssen unbekümmer­t spielen.“Zum Vergleich: Im letzten Spiel der Werkself in Augsburg schickte Schmidt ein Team aufs Feld, das im Schnitt 24 Jahre alt war. Madrids Trainer Diego Simeone hingegen setzte am Wochenende in der spanischen Liga auf eine Mannschaft, die im Schnitt 27,3 Jahre alt und somit deutlich älter als die Werkself war.

 ?? FOTO: DPA ?? Betont entspannt gaben sich Chicharito, Roger Schmidt, Kevin Kampl und Karim Bellarabi (v.l.) beim Abschlusst­raining in der BayArena. Dass die Werkself gegen Atlético Madrid einen Sahnetag erwischen muss, um das Hinspiel im Achtelfina­le gewinnen zu...
FOTO: DPA Betont entspannt gaben sich Chicharito, Roger Schmidt, Kevin Kampl und Karim Bellarabi (v.l.) beim Abschlusst­raining in der BayArena. Dass die Werkself gegen Atlético Madrid einen Sahnetag erwischen muss, um das Hinspiel im Achtelfina­le gewinnen zu...

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