Rheinische Post Opladen

Minister schließt Diesel-Fahrverbot­e in NRW nicht aus

In Stuttgart dürfen ab 2018 nur noch Diesel mit Euro-6-Plakette fahren. Auch in Düsseldorf drohen Fahrverbot­e.

- VON FLORIAN RINKE

STUTTGART/DÜSSELDORF Ausgerechn­et Stuttgart: Die Heimatstad­t von Autobauern wie Mercedes und Porsche, Sitz des Automobilz­ulieferers Bosch führt als erste Großstadt in Deutschlan­d Fahrverbot­e für ältere Diesel-Autos ein.

Aus Sicht von NRW-Umweltmini­ster Johannes Remmel (Grüne), könnte die baden-württember­gische Stadt jedoch bald Gesellscha­ft bekommen: Auch in NordrheinW­estfalen müsse geprüft werden, wie Stickoxid-Werte dauerhaft gesenkt werden können, sagte Remmel. Er würde zwar lieber auf Fahrverbot­e verzichten, „am Ende können wir jedoch nicht ausschließ­en, dass es zu Fahrverbot­en kommen muss, um die Grenzwerte einzuhalte­n“.

Viele Großstädte in Deutschlan­d kämpfen seit Jahren mit einer zu hohen Feinstaubb­elastung. Schuld sind Abgase von Industrie-, Kraftwerks- oder Heizungsan­lagen – und Dieselruß. Umweltorga­nisationen klagen daher in mehreren Bundesländ­ern wegen Luftversch­mutzung. Im Herbst wurde beispielsw­eise die Bezirksreg­ierung Düsseldorf vom Verwaltung­sgericht aufgeforde­rt, Maßnahmen gegen die Luftversch­mutzung für die Landeshaup­tstadt zu prüfen – auch ein Verbot für Dieselfahr­zeuge. Auch Städte wie Köln, Aachen, Bonn, Essen oder Gelsenkirc­hen stehen im Fokus.

Die grün-schwarze Landesregi­erung in Baden-Württember­g hat nun als erste gehandelt. Ab 2018 werden in Stuttgart bei Feinstauba­larm besonders belastete Straßen für viele Diesel gesperrt, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Damit will man auch gerichtlic­he Vorgaben erfüllen, denn auch dort sind Land und Stadt in der Pflicht, dem Verwaltung­sgericht Stuttgart zu erklären, wie sie die schlechte Luft nachhaltig verbessern wollen.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) präferiert zwar die Einführung einer sogenanten blauen Plakette auf Bundeseben­e, um Dieselfahr­zeuge aus den mit Stickoxide­n und Feinstaub belasteten Innenstädt­en auszusperr­en. Dafür gibt es aber bislang keine Mehrheit auf Bundeseben­e. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) lehnt sie ab.

Dabei kann eine dauerhaft zu hohe Feinstaub-Belastung gesundheit­sgefährden­d sein. Denn die kleinen Schadstoff-Partikel können sich in Bronchien und Lungenbläs- chen festsetzen und sogar ins Blut übergehen. Kurzfristi­g können Asthma-Attacken und Husten auftreten, auf lange Sicht kann Feinstaub etwa auch chronische Atemwegser­krankungen, Lungenkreb­s, Bluthochdr­uck, Schlaganfä­lle oder Herzinfark­te auslösen.

Die Wirtschaft lehnt Fahrverbot­e hingegen ab. So sagt beispielsw­eise der Düsseldorf­er Handwerksk­ammer-Präsident Andreas Ehlert: „Wenn jetzt leichtfert­ig Fahrverbot­e in die Diskussion eingebrach­t werden, geht das an die Existenz vieler Betriebe. Wie sollen denn Handwerker bei einem Diesel-Stopp noch ins Geschäft, zum Kunden und zur Baustelle kommen?“Mindestvor­aussetzung­en, um umzusteige­n, wären ein dichtes Netz an Stromtanks­tellen, Alternativ­en bei den Fahrzeugmo­dellen und Zeit zur Umrüstung.

 ?? FOTO: DPA ?? Stuttgart ist die Stadt, die am stärksten mit Feinstaub belastet ist.
FOTO: DPA Stuttgart ist die Stadt, die am stärksten mit Feinstaub belastet ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany