Rheinische Post Opladen

Ex-Entwickler erhebt schwere Vorwürfe gegen Audi-Chef

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HEILBRONN (dpa/rtr) Audi-Chef Rupert Stadler gerät in der Abgas-Affäre durch interne Vorwürfe des früheren Chefentwic­klers von Dieselmoto­ren stärker unter Druck. Der Ingenieur Ulrich Weiß, dem gekündigt wurde, ließ seinen Anwalt gestern am Arbeitsger­icht Heilbronn aus einem Gespräch mit Stadler zu seiner Freistellu­ng zitieren. Demnach habe der Audi-Chef ihm gegenüber erklärt, er habe Weiß auf Druck von Vorstand und Aufsichtsr­at der Audi-Mutter Volkswagen suspendier­en müssen. Auf die Frage, ob Weiß sich deshalb als „Opfer“betrachten könne, habe Stadler entgegnet: „Da ist was Wahres dran.“Ein Audi-Sprecher erklärte dazu, der Inhalt des Gesprächs sei nicht zutreffend widergegeb­en.

Der Entwickler geht vor Gericht gegen seine Freistellu­ng im Zuge des Diesel-Skandals bei VW vor. Die zuständige Kammer vertagte die Verhandlun­g auf den 10. März. Weiß war nach der Aufdeckung der Betrugssof­tware bei Dieselmoto­ren von Audi im November 2015 zunächst bezahlt freigestel­lt worden. Mitte Februar folgte die Kündigung.

Weiß’ Anwalt Hans-Georg Kauffeld hält diese für unwirksam. (Az.: 5 Ca 219/16). Kauffeld zitierte auch aus internen Papieren aus einem Arbeitskre­is aus dem Jahr 2012, in denen es um Schummelei­en ging. Der Arbeitskre­is sei Stadler unterstell­t gewesen, sagte er. Damit wäre die Chefetage schon vor Jahren zumindest über erste Unsauberke­iten im Bilde gewesen.

Das Unternehme­n fuhr schweres Geschütz gegen Weiß auf. Dieser sei nach seiner Freistellu­ng im November 2015 vergangene Woche fristlos gekündigt worden, weil er im September 2015 über die Abgasmanip­ulation bescheid gewusst habe, seine Vorgesetzt­en jedoch nicht informiert habe. Zudem soll Weiß Dokumente vernichtet haben, erklärten Audis Anwälte.

Klägeranwa­lt Kauffeld wies diese Vorwürfe zurück. Weiß selbst erklärte, er habe nur die Order aus einer Krisensitz­ung mit dem VW-Vorstand am 20. September 2015 kurz nach Auffliegen des Skandals weitergege­ben. Danach sollten keine E-Mails mehr zum Thema Dieselmoto­r ausgetausc­ht werden, da eine Untersuchu­ng der Behörden ins Haus stehe. Weiß’ Anwalt betonte, die Manipulati­onen hätten Motoren aus der Zeit vor dem Antritt von Weiß im März 2012 betroffen.

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FOTO: DPA Audi-Chef Rupert Stadler steht unter Druck.

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