Rheinische Post Opladen

Überfall auf Senioren: Opfer sagen vor Gericht aus

- VON INA BODENRÖDER

KÖLN/LEICHLINGE­N Acht Monate sind erkennbar nicht genug, um die schrecklic­hen Erlebnisse auch nur annähernd zu verarbeite­n: Im Juni vergangene­n Jahres wurde ein Rentnerehe­paar in seinem Haus in Leichlinge­n-Dierath überfallen, brutal geschlagen und ausgeraubt. Fünf Tatverdäch­tige zwischen 22 und 42 Jahren müssen sich deshalb wegen besonders schweren Raubes derzeit vor der 14. Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts Köln verantwort­en. Gestern sagten die beiden Opfer als Zeugen aus. in ihren Seelen hinterlass­en hat. Am 23. Juni 2016 sollen die Männer die Eheleute am frühen Morgen in ihrem Haus überwältig­t, geschlagen, gefesselt und anschließe­nd Schmuck und Bargeld im Wert von über 21.000 Euro gestohlen haben.

Der Mann (89) hatte drei der Tatverdäch­tigen die Tür geöffnet, weil er zu so früher Zeit seinen Sohn vermutete. Sie stießen ihn in die Wohnung zurück, so dass er blutüberst­römt zu Boden fiel. Auf der Suche nach einer Münzsammlu­ng (die das Ehepaar nicht besitzt) und nach Tresoren schubsten die Täter den Senior später zudem eine Steintrep- schwer mit einem Messer. Er erlitt eine Hirnblutun­g, durch die Schläge auf den Kopf verschob sich zudem an einem Auge die Linse. „Es war der Horror“, sagte die Ehefrau (83) gestern aus. Einer der Täter habe dem Mann ein Messer an die Schläfe gehalten und gesagt: „Ich zähle bis 10. Wenn Du mir nicht sagst, wo die Münzsammlu­ng ist, steche ich zu.“

Außerdem sei ihnen gedroht worden, dass man sie töte und ihr Haus angezündet würde. „Das Schlimme ist, dass wir beide uns seither kolossal verändert haben“, sagte die Frau mit tränenerst­ickter Stimme. Noch Sie versuche, über die Erlebnisse zu sprechen, aber ihr Mann könne das nicht und habe sich nach dem Überfall eingeigelt. „Er macht mir große Sorgen“, erzählte die Seniorin vor Gericht.

Ein makabres Detail an den Ereignisse­n vom Sommer: Ein Angeklagte­r kennt die Familie aus früheren Zeiten, ist wohl mit einem Enkel der Senioren zur Schule gegangen und hatte das Ehepaar noch vor wenigen Wochen gefragt, ob er für sie Gärtnerarb­eiten erledigen dürfe. „Ich kann das nicht verstehen, wie solche jungen Leute so etwas machen können. Damit wird man nicht fer- räter, ohne den das alles nie passiert wäre.

Die Anwälte eines Angeklagte­n verfolgten auch gestern offenbar die Strategie, ihren Mandanten als die mäßigende Kraft in dem Trio zu präsentier­en, die Schlimmere­s von den Opfern abwenden wollte. Das aber bestätigte­n die Eheleute nicht.

Auch die Aussage eines anderen Angeklagte­n, er habe am Anfang nur draußen Schmiere gestanden, deckte sich nicht mit den Aussagen der Zeugen, im Gegenteil: Es schien, als wenn er als der auffallend „Aggressive“unter den Tatverdäch­tigen maßgeblich für die Verletzung­en

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