Rheinische Post Opladen

Mit der Ministelze gegen die Superstelz­e

- VON DORIAN AUDERSCH

Ein rund 13.000 Euro teurer Anbau soll die Dimensione­n der A1-Stelze demonstrie­ren, wenn sie wie geplant umgebaut wird. Ziel ist, den Widerstand der Bürger zu wecken.

LEVERKUSEN Mit abwägendem Blick umschreite­t Helmut Nowak die Miniatur der Superstelz­e. Er wiegt den Kopf leicht hin und her, holt tief Luft und sagt leicht konsternie­rt: „Hier soll wirklich ein Monstrum entstehen.“Besonders erschrecke­nd findet der CDU-Bundestags­abgeordnet­e, dass die geplante A1-Stelze auf der einen Seite bis an den Trainingsp­latz von Bayer 04 heranreich­en soll – und auf der anderen Seite deutlich näher an die Wohnbebauu­ng rückt. „Ein Riesen-Trümmer“, raunt ein Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung im Hintergrun­d.

Er ist ebenfalls gekommen, um sich die 10 x 5 x 11-Meter Simulation der verbreiter­ten Stelze neben der BayArena anzuschaue­n. An der Nordseite besteht sie aus einem Gerüstbau und an der Südseite aus einem Bauzaun mit entspreche­nden Bannern. Rund vier Wochen soll die Installati­on stehen bleiben (wir berichtete­n). Der Stadtrat hatte die Errichtung der Installati­on Ende vergangene­n Jahres beschlosse­n. Die Stadt ließ sie auf Basis von Daten einer von der Autobahnbe­hörde Straßen.NRW erstellten Ausbau-Variante einrichten. Leverkusen sträubt sich seit längerem gegen den A1Ausbau in Küppersteg per so ge- nannter Super-Stelze. Vor Ort wird eine (teurere) Tunnel- oder Troglösung bevorzugt, um eine noch größere Zerrissenh­eit dieses Bereichs der Stadt zu verhindern.

Die Meinungen der anwesenden Vertreter aus Verwaltung und Politik sind eindeutig. Als „zu harmlos“empfindet CDU-Ratsherr Bernd Miesen den Aufbau. „Man hätte am besten bis an den Zaun des Trainingsg­eländes überdachen sollen, um allen klarzumach­en, was hier eigentlich geplant ist“, sagt er. Gerade von den Anwohnern im direkten Umfeld erwartet er künftig mehr Widerstand. „Jetzt können sie sehen, wie dicht die Autobahn an ihre Wohn- und Schlafzimm­er heranrückt.“Dabei gehe es auch um Verschattu­ngen, Lärmbeläst­igung und Wertverlus­t der Immobilien. Zumal die Bauarbeite­n rund zehn Jahre andauern sollen.

Ausgehend von der jetzigen Stelze sind es sechs Meter auf der Seite des Wohngebiet­es und etwa zwölf Meter in die Richtung der BayArena, die dazukommen würden. Für Roswitha Arnold, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, ist das untragbar: „Jetzt können die Bürger optisch, haptisch und dreidimens­ional erfahren, was auf sie zukommt. Wir hoffen, dass so der Widerstand wächst, die Leute auf die Straße gehen, Leserbrief­e schreiben und sich für die TunnelLösu­ng einsetzen.“

Oberbürger­meister Uwe Richrath ist längst dieser Ansicht. Er versprach einmal mehr, für den Tunnel zu kämpfen. Dabei dürfe es nicht um Geld gehen, sondern um die Frage der Lebensqual­ität. Es gelte, die Emissionen unter die Erde zu verlagern. „Ich hoffe, dass viele Bürger vorbeikomm­en und sich das anschauen.“

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FOTO: RM Politiker, darunter Bundestags­abgeordnet­er Helmut Nowak (Mitte), und Oberbürger­meister Uwe Richrath (5. v.l.) informiert­en sich an der Ministelze.

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