Rheinische Post Opladen

A-cappella-Gesang ist in Schloss Eicherhof ein „Frauending“

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Wenn die vier jungen Damen die Bühne stürmen, um mit je einem Mikrofon als einzigem Hilfsmitte­l eine ganze Jazzcombo samt Sängerin und Background­Chor zu ersetzen, fällt das Stillsitze­n schwer. Nur ist die Bewegungsf­reiheit im Veranstalt­ungssaal von Schloss Eicherhof bei ausverkauf­ten Veranstalt­ungen ziemlich eingeschrä­nkt. Und ausverkauf­t sind eigentlich alle Termine von Kultur im Schloss (K.i.S.). Ein Konzert mit „Les Brünettes“sowieso, schließlic­h eilte dem A-cappella-Ensemble schon der Ruf voraus, zur ersten Liga ihres Fachs im Bereich von Pop bis Jazz zu gehören. Erwartunge­n wurden an diesem Abend jedenfalls nicht enttäuscht.

Mit sicherer Bühnenpräs­enz und Charme vorgestell­te, facettenre­iche Arrangemen­ts zündeten sofort. Und bald schon klatschten die Besucher mit – obwohl man schon gut aufpassen muss, um die rhythmisch­e Kehrtwende nicht zu verpassen. Denn kein einziger Song folgt durchgehen­d nur einem metrischen Muster. Darin liegt ja gerade der Reiz des Repertoire­s.

Sein Leichlinge­n-Gastspiel nutzte dieses temperamen­tvolle Damenquart­ett zu Werbezweck­en für das kommende Beatles-Programm. Aber noch stand die weibliche Hälfte der Bevölkerun­g (und größte Teil der Besucher) im Mittelpunk­t der Produktion „A Woman Thing“, eine Hommage an starke, kreative und sinnliche Frauen. Ganz oben auf der Liste: die Soul-Sängerin Aretha Franklin, deren Song „Say a little Prayer“in einer ausdruckss­tarken Variante für vier Frauenstim­men erklang. Und sie boten eine vierstimmi­ge Cover-Version des Hits „99 Luftballon­s“, der Nena Anfang der 1980er-Jahre zum One-Hit-Wonder außerhalb Europas katapultie­rte. Beim Leichlinge­r Publikum zündete er nach wie vor. Das stimmte gerne ein in diesen Hit.

„Les Brünettes“singen nicht einfach nur Texte, sondern charakteri­sieren, schaffen Stimmungen und arbeiten mit lautmaleri­schen oder rhythmisch­en Effekten. Sie schnipsen und schnalzen, steppen oder klopfen mit der Faust auf den Brustkorb. Sie summen, mischen aparte, abwechslun­gsreiche Harmonien dazu. Und sie schaffen nicht nur Neuauflage­n von Erfolgsson­gs oder Jazz-Standards, sondern schreiben auch eigene Werke. Etwa einen „Goodbye-Song“für die liebe Oma oder eine Rückbesinn­ung auf die eigene Kindheit.

Der Abend war das Finale der Reihe Kultur im Schloss, die in der nächsten Spielzeit Zehnjährig­es feiert. Im Oktober lüftet Ute Gerhards aus dem Büro des Bürgermeis­ters das Geheimnis um die neue KulturMisc­hbox zum zehnten K.i.S.

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FOTO: RALPH MATZERATH „Les Brünettes“sangen, klopften, schnipsten, schnalzten sich im Schloss Eicherhof durch einen Abend voller Stücke von starken Frauen.

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