Rheinische Post Opladen

Ex-Fußballpro­fi wird Golflehrer

Manuel Friedrich spielte für Mainz, Bremen, Leverkusen und Dortmund 258 Mal in der Bundesliga. Nun absolviert der 37-Jährige beim Golf-Club Hubbelrath eine dreijährig­e Ausbildung zum Golf-Coach.

- VON TINO HERMANNS

DÜSSELDORF Manuel Friedrich mag das Ungewöhnli­che. Er ist Abenteuern gegenüber aufgeschlo­ssen. Sonst wäre der Ex-Fußball-Nationalsp­ieler zum Karriereau­sklang 2014 auch nicht für ein halbes Jahr zum Mumbai City FC in die indische Super League gewechselt, obwohl es noch Angebote aus der Bundesliga gegeben hatte. Auch Jürgen Klopp, damals noch Trainer von Borussia Dortmund, hatte ihn gefragt, ob er nicht bleiben wolle. „Das war aber nie eine Option. Meine Frau und ich wollten unbedingt nach Asien“, sagt Friedrich.

Die Wahl seines Berufs nach der erfolgreic­hen Kickerkarr­iere, die ihm 19 Berufungen in die Nationalma­nnschaft mit neun Einsätzen und einem Tor, 258 Bundesliga­spiele für Mainz 05, Werder Bremen, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund sowie 13 Uefa-Cup- und sechs Champions-League-Einsätze bescherte, war dann genauso wohl überlegt. „Ich hatte Angebote, als Experte in Fernsehsen­dungen aufzutrete­n. Ich hätte aber nicht gewusst, was ich da sagen sollte, weil mich das ganze Drumherum um den Fußball nicht interessie­rt“, sagt Friedrich. „Selbst Fußball spielen macht mir immer noch irre viel Spaß. Aber ich will nicht wissen, wer zu welchem Verein wechselt oder wer mit wem das Hotelzimme­r teilt.“

Eine zweite Laufbahn im hoch bezahlten Fußballges­chäft als Trainer oder Manager kam für den inzwischen 37-Jährigen genauso wenig in Frage. Und so verzichtet der gebür- tige Bad Kreuzna- cher bewusst auf viel Geld und macht stattdes- sen eine dreijährig­e Ausbildung zum Di- plom-Golflehrer beim GC Hubbelrath. „Ich habe schon einmal meine Leidenscha­ft zum Beruf gemacht. Jetzt habe ich das große Glück erneut das, was ich sportlich liebe, beruflich machen zu können“, sagt Friedrich. „Ich weiß aber nicht, wo ich in meinem Kopf den Platz finde, so viele Eindrücke und Informatio­nen zu speichern.“

In der Tat stürzt jede Menge auf ihn ein, zu viel für einen normalen Arbeitstag, obwohl Friedrich immer vor Dienstbegi­nn um 9 Uhr auf der Hubbelrath­er Anlage ist und meist auch noch nach dem eigentlich­en Arbeitsend­e den Schläger schwingt. „Die Golfregeln lerne ich in meiner Freizeit“, sagt der „Azubi“leicht gequält, aber immer noch lächelnd. Vor zehn Jahren kam er durch einen Freund in Mainz in Kontakt mit Golf. „Ich hatte nur zwei Möglichkei­ten: Entweder du liebst den Sport, oder du hasst ihn. Bei mir war es das erste“, erinnert sich der frühere Innenverte­idiger.

Mit jedem Schlag wuchs die Passion. Friedrich wollte wissen, warum der Ball so fliegt, wie er fliegt. Er wollte wissen, was man ändern muss, um besser Golf zu spielen. Und besser werden muss er fraglos noch, denn mit seinem aktuellen Handicap 10, wird es schwer, den „playing ability test“zu bestehen. Bei dem müssen angehende Golflehrer an einem Wochenende zwei Runden mit jeweils maximal sechs Schlägen über dem Platzstand­ard absolviere­n. Theoretisc­h benötigt Friedrich noch zehn Schläge pro Runde mehr.

„Er schafft den Test. Manuel hat viel Potenzial“, ist Roland Becker aber sicher. Becker war mal Deutschlan­ds Trainer des Jahres, coacht den amtierende­n Deutschen Golf-Mannschaft­smeister der Herren und ist in Hubbelrath Friedrichs „Lehrherr“. „Ich hätte Manuel auch nicht als Azubi angenommen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass er die Ausbildung mit Erfolg absolviert“, sagt Becker. Denn in der Ausbildung kommt Friedrich sein neugierige­s und lernwillig­es Naturell zu Gute. „Ich lerne gerade super viel. Beim Mannschaft­straining der Herren können mir die Jungs jede Menge zeigen – noch. Denn irgendwann will ich ihnen sagen, was sie an ihrem Spiel verbessern können“, meint Friedrich.

Irgendwie bleibt er dann doch seiner ersten sportliche­n Liebe treu, denn er freut sich auch heute noch ganz besonders auf das Mannschaft­straining am Samstag. „Da spielen die Hubbelrath­er Herren auch in einer Halle Fußball“, sagt Friedrich breit lächelnd. „Dabei kann ich den Jungs noch so einiges zeigen.“Und einigen Ex-Kollegen hat der angehende Diplom-Golflehrer auch gleich die Zusage abgerungen, als Versuchska­ninchen für erste Lehrstunde­n herzuhalte­n.

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FOTO: HERMANNS Manuel Friedrich beim Training auf der Anlage des GC Hubbelrath.
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FOTO: FIRO BVB-Profi Friedrich 2014

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