Stunker schießen Trump zum Mond
Der WDR zeigt heute Abend einen Zusammenschnitt aus dem Kölner E-Werk.
KÖLN Das Beste der Stunksitzung 2017 wird wohl kaum im Fernsehen zu sehen sein. Schade eigentlich, denn der Friseur-Versprecher von Präsidentin Biggi Wanninger („Ich bin gespannt, wie der WDR das schneiden wird“) und die folgenden Hochstimmungsausraster des altalternativen Publikums („Du hast die Haare schön!“) passen so wunderbar in die wundersame Mischung aus Blödel-Atmosphäre und Polit-Karneval.
Was heute Abend im WDR ausgestrahlt wird, ist das Konzentrat aus drei Stunden Kabarett: Da springt die Kanzlerin schon mal aus der Jacke – und das nicht nur im Wortsinn. Da gibt es akrobatische Einlagen mit Segwayrollern zum Kölner Glockenspiel. Da tanzt der (kölsche) Türke im Ensemble, Ozan Akhan, auch dieses Mal auf dem Tisch.
Die Stunksitzung, im Vorjahr eher Revue, provoziert diesmal besonders frech: Als „Calli“(Reiner Calmund) wieder sehr stark: Biggi Wanninger mit harter Kost für Genfood und Bayer-Covestro. Ganz toll das Hänneschentheater mit den „Idio- ten“dieser Welt: allen voran der unvermeidliche US-Präsident Donald Trump, der zum Mond geschossen wird.
In Folge 33 der Stunk-Saga hat sich das Ensemble nochmal gesteigert. Das Publikum, in Alter und Auftritt wie die Truppe längst etabliert, nimmt die Sitzung im Kölner E-Werk als Bestätigung eigener politischer Drauf- und Aussichten. Von wegen „Petry heil“– AfD bedeutet Stunk. Es will aber auch seinen Spaß haben, verkleidet sich gern und selten von der Stange, trinkt Kölsch aus dem Stängchen und isst Currywurst aus dem Pappbecher. So ist die 90minütige Fernsehsendung, die heute ab 22.10 Uhr im WDR gezeigt wird, sicher auch etwas für Soziologen, die zwischen Bühne und Publikum die Wandlungen der NachApo-Generation beobachten können.
Jeder Jeck ist anders, aber alle haben ein Smartphone. Auf der Bühne geht’s um wortlose Beziehungsanbahnung mit Handy-Symbolen, im Publikum um die Foto-Dokumentation: Auch wir sind Stunksitzung. Und der Banknachbar macht das Foto.