Rheinische Post Opladen

Vergewalti­ger sprach akzentfrei Deutsch

Noch hat die Polizei keine Spur zu den Tätern, die in Lützenkirc­hen eine Frau überfallen haben.

- VON SUSANNE GENATH

LÜTZENKIRC­HEN Die Polizei sucht weiter nach drei Männern, die an der Vergewalti­gung einer 31-Jährigen in Lützenkirc­hen beteiligt gewesen sein sollen. „Wir haben zwar schon einige Hinweise bekommen“, berichtet Polizeispr­echer Lutz Flaßnöcker. Aber die hätten bislang nicht zu den Tätern geführt. Die Frau – eine Berlinerin – war in der Nacht zu Sonntag nahe der Haltestell­e „Hütte“an der Von-Knoeringen-Straße von einem Mann missbrauch­t worden, zwei weitere Männer hätten dem Täter dabei geholfen. „Nach Angaben des Opfers hatten die Täter dunkle Haare und einen dunklen Teint und sprachen akzentfrei­es Deutsch“, sagt Flaßnö- cker. Die Männer hätten schwarze Kleidung getragen. Passanten hatten die als Hippie verkleidet­e Frau um 0.20 Uhr weinend an der Ecke Von-Knoeringen-Straße/Zehntenweg gefunden.

Es ist nicht der erste Übergriff auf eine Frau in Lützenkirc­hen. Im Oktober 2010 wurde eine 18-Jährige nahe der Bushaltest­elle „In Holzhausen“vergewalti­gt. Ein damals 36-jähriger Lützenkirc­hener war im selben Nachtbus wie das Opfer gefahren und mit ihm ausgestieg­en. Der Familienva­ter folgte der jungen Frau, bedrohte sie mit einem Messer, zerrte sie gegen 2.30 Uhr in einen Hinterhof und verging sich dort an ihr. Ein Jahr später wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das Opfer hatte ihn auf den Bildern ei- ner Überwachun­gskamera des Busses wiedererka­nnt.

Auch damals war die Polizei erst einige Tage nach der Tat damit an die Öffentlich­keit gegangen. Man müsse immer erst die Vernehmung abwarten, die nach einem solchen Erlebnis für das Opfer nicht leicht sei, erklärt Flaßnöcker. Sabine Rusch-Witthohn, Leiterin des Leverkusen­er Frauenbüro­s, begrüßt dies. „Zum Schutz der Privatsphä­re der Frau ist es gut, mit der Veröffentl­ichung zu warten“, sagt sie. „So kann das Opfer erst etwas zur Ruhe kommen, während die Ermittlung­en der Polizei schon laufen.“

Eine Vergewalti­gung verletze Körper und Psyche des Opfers. „Viele Frauen sind dadurch traumatisi­ert und leiden auch Jahre später noch darunter, haben Ess- oder Schlafstör­ungen oder Depression­en.“Jede Frau verarbeite eine solche Tat anders. Die Dunkelziff­er der Übergriffe sei hoch. „Jede siebte Frau in Deutschlan­d erlebt im Laufe ihres Lebens schwere sexualisie­rte Gewalt“, sagt die Frauenbeau­ftragte. „Aber nur ein Bruchteil der Taten wird angezeigt.“Das liege auch daran, dass die meisten Vergewalti­gungen im Bekanntenk­reis geschähen.

Um sich gegen Übergriffe zu schützen, rät Andrea Frewer vom Frauennotr­uf Leverkusen allen Frauen, Selbstvert­eidigungsk­urse zu besuchen. „Das ist besser als Pfefferspr­ay oder andere Waffen, weil die auch schnell gegen einen selbst gerichtet werden können.“

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