Rheinische Post Opladen

Schmidt rechnet mit seinen Stars ab

Vor dem Spiel heute in Dortmund nimmt der Bayer-Coach seine Spieler in die Verantwort­ung – und kündigt einen Wechsel des Führungsst­ils an. Chicharito meldet sich rechtzeiti­g fit für das Spiel.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Roger Schmidt ist die Rolle des Sündenbock­s leid. Vor dem Duell heute (15.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund sagte er: „Ich finde schon, dass die einzelnen Spieler jetzt in der Pflicht sind. Wer’s nicht bringt im Spiel und im Training, der kann bei Bayer Leverkusen nicht spielen.“Worte, die der 49-Jährige Trainer von Bayer 04 in dieser Deutlichke­it bislang vermieden hatte. Doch einmal in Fahrt gekommen, wetterte Schmidt weiter: „Die, die zuverlässi­g sind, sollen sich auf ihr Spiel konzentrie­ren, und die anderen sollen aus dem Quark kommen. Ganz einfach.“

Dass der Fußballleh­rer den Druck auf seine Stars erhöht, kommt nicht unerwartet. Rudi Völler hatte nach dem enttäusche­nden 0:2 der Werkself vor einer Woche gegen Mainz 05 bereits den Startschus­s für Schmidts Abrechnung mit seinen Spielern gegeben. Der Sportchef sagte: „Da müssen jetzt einige in den kommenden Tagen mal in den Spiegel schauen. Immer nur abledern oder dankbar sein, wenn der Trainer attackiert wird, ist zu wenig.“In Dortmund erwarte er eine entspreche­nde Reaktion.

Die wünscht sich sicherlich auch der seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik stehende Schmidt. „Wir brauchen mehr zuverlässi­ge Spieler, die sich zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft stellen“, erklärte er. Welche Spieler der Fußballleh­rer damit genau meinte, ließ er offen. Ein Zeichen dafür, dass der Graben zwischen einem Teil der Mannschaft und dem Coach inzwischen offenbar sehr groß ist, ist es aber allemal.

Die Bayer-Profis müssten von ihrem Trainer erwarten, dass dieser jetzt „entspreche­nde Maßnahmen“ ergreifen und seinen „Führungsst­il anpassen“werde. Auch äußerte sich der Coach abermals zu einem eventuelle­n Abschied aus Leverkusen und sagte: „Ich bin Realist. Wenn Rudi Völler irgendwann der Meinung ist, dass ich nicht mehr der richtige Trainer für Bayer bin, wird er mir das auch sagen. Bei allem freundscha­ftlichen Verhältnis, das wir haben, hat er eine Verantwort­ung gegenüber dem Verein.“Er spüre aber „die volle Unterstütz­ung“.

Zu Hakan Calhanoglu, dessen Berater zuletzt einen möglichen Vereinswec­hsel im Sommer angedeutet hatte, sagte Schmidt: „Ich würde mich freuen, weiter mit Hakan zusammenzu­arbeiten.“Falls es doch zum Abschied kommen sollte, dann sei das halt so, erklärte er. Dann hätte Calhanoglu aber „drei Jahre für Bayer extrem viel gegeben.“

Inwiefern Schmidts Kritik an seinen Spielern tatsächlic­h hilft, zurück in die Erfolgsspu­r zu finden, wird das Team heute vor 80.000 Zuschauern – davon 5100 aus Leverkusen – beweisen müssen. Personelle Sorgen gibt es derzeit kaum: Chicharito hat seine muskulären Probleme überstande­n und ist einsatzber­eit. Lediglich der gesperrte Calhanoglu sowie Jonathan Tah (Faserriss) fehlen.

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