Rheinische Post Opladen

Mehr junge Männer greifen Polizisten an

- VON BERND BUSSANG

Eine positive Bilanz zog die Polizei gestern bei der Vorstellun­g der Kriminalst­atistik. Für Köln und Leverkusen insgesamt seien es die „niedrigste­n Fallzahlen seit fünf Jahren“, sagte Polizeiprä­sident Jürgen Mathies. Seine tiefe Sorge gilt vor allem der Zunahme von Gewalt gegen Polizisten. Ein Überblick.

GEWALT GEGEN POLIZISTEN Beleidigen, spucken, zuschlagen – Polizisten im Dienst werden offenbar vermehrt wie „Freiwild“behandelt. Das zeigt die Statistik 2016. So stieg die Zahl der Polizisten, die in Leverkusen gewaltsam attackiert wurden von 165 (im Jahr 2015) auf 270 (2016). „Die Hemmungen nehmen eindeutig ab, Polizeibea­mte anzugreife­n oder zu beleidigen“, sagte der Polizeiprä­sident. 86 Prozent der Verdächtig­en seien männlich und zwischen 18 und 30 Jahre alt. Viele von ihnen seien „außer Kontrolle“, sie seien betrunken oder hätten Rauschmitt­el genommen. Mathies freut sich über eine vermehrte Unterstütz­ung von Staatsanwa­ltschaft und Gerichten bei der Verfolgung solcher Delikte. Mathies: „Was mich besonders betroffen macht, ist, dass Außenstehe­nde denken, Polizisten seien selbst schuld, weil sie sich den Beruf ausgesucht hätten – das geht so nicht!“ SEXUALDELI­KE Eine deutliche Zunahme gibt es bei den Sexualdeli­kten sowohl im Gesamtbere­ich des Kölner Präsidiums als auch in Leverkusen selbst. Die Zahl der Vergewalti­gungen stieg in Leverkusen 2016 gegenüber dem Vorjahr um acht auf 25 Taten (plus 32 Prozent). Weiterhin ungeklärt ist der Fall einer 31-jährigen Berlinerin, die in der Nacht zum Karnevalss­onntag in Lützenkirc­hen von drei Männern überfallen und vergewalti­gt wurde. Solche überfallar­tigen Vergewalti­gungen durch Fremde seien aber selten, hieß es gestern. Im Jahr 2016 gab es in Leverkusen einen Fall. In den allermeist­en Fällen kennt das Opfer den Täter. Die Zunahme der Zahl von sexuellen Beleidigun­gen (Anstieg um 24 Fälle auf 74 im Jahr 2016) führt die Polizei auf ein „veränderte­s Anzeigenve­rhalten“und eine kürzlich erfolgte Verschärfu­ng des Sexualstra­frechts zurück. AUTOAUFBRÜ­CHE Die Zahl der Diebstähle aus Kfz sind um 157 Fälle auf 1189 (15,2 Prozent) gestiegen. Diesen Anstieg begründet die Kripo mit zwei Tatserien in Lützenkirc­hen und in Quettingen. In Quettingen habe ein Täter allein 45 Autoantenn­en abgeknickt. Er wurde gefasst. Litauische Profibande­n hätten sich auf den Diebstahl hochwertig­er Autos spezialisi­ert. Ihre Methode: Sie lesen per Computer Daten des elekkronis­chen Schlüssels aus. WOHNUNGSEI­NBRÜCHE Den Rückgang der Wohnungsei­nbrüche um 49 Fälle auf 675 führt die Polizei auf eine „bessere landesweit­e Vernetzung“sowie einen „erhöhten Kontrolldr­uck“zurück. Zudem sei die Arbeit der Ermittlung­sgruppen ausgeweite­t, die Tatortarbe­it (Befragung der Nachbarsch­aft, Betreuung der Opfer) intensivie­rt worden. TATEN GEGEN SENIOREN Bei den Straftaten gegen Senioren gibt es in Leverkusen zwar einen deutlichen Rückgang (von 142 auf 70 Delikte), doch ist das für die Polizei kein Grund sich auszuruhen, sagte Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker. Ältere Menschen stünden weiterhin im Fokus insbesonde­re von Betrügerba­nden. Beliebt sei vor allem der „Notruf“-Trick, bei dem sich Täter telefonisc­h als Polizisten ausgeben und das Opfer veranlasse­n, Schmuck oder Bargeld bei den falschen Polizisten „in Sicherheit zu bringen“. Zwei Täter wurden Mitte Februar in Wiesdorf auf frischer Tat gefasst und festgenomm­en. Sie sollen möglicherw­eise Verbindung zu Kölner Rockergrup­pen und in die Türkei haben.

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