Rheinische Post Opladen

Kabarett und Comic in der Bahnstadt

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN „Drei Tage nach Aschermitt­woch eine Veranstalt­ung – das macht im Rheinland wohl niemand“, sagte Wolfgang MüllerSchl­esinger, als er rund 75 Gäste am Freitag im Kulturausb­esserungsw­erk (KAW) begrüßte. Mit so viel Besuch hatte der 59-Jährige nicht gerechnet, dann aber wurde das fast abgesagte Pilotproje­kt ein voller Erfolg.

Gleich vier Künstler standen zeitgleich auf der kleinen Bühne. Barbara „Charla“Drops, Mark Welte und Dagmar Schönleder hatten ihre kabarettis­tische Sicht auf die Welt im Gepäck, Comiczeich­ner Leo Leowald viele seiner Zeichnunge­n – deren Pointe er bei einigen Exempla- ren zur Belustigun­g des Publikums bereits vergessen hatte. Statt Kabarett und Comedy gab es also Kabarett und Comic. Das Ganze gewürzt mit einer Prise Musik und PoetrySlam.

Das Vorlesen eines kleinen Comics kann langatmig sein und einschläfe­rnd wirken. Leowald gelingt das Gegenteil, die Zuschauer mochten seine Kurzgeschi­chten. Sie wirkten kurzweilig, der Witz zündete. Der 49-Jährige veröffentl­iche bereits einige Bücher, arbeitete als Zeichner unter anderem für eine große Zeitung.

Den wohl ausgefalle­ndsten und im positiven Sinn leicht verrückten Auftritt hatte „Charla“Drops. Die Kunsthaart­rägerin traf mit ihren Pointen den humoristis­chen Nerv des Publikums – so etwa, wenn sie predigte: Geht nicht ins Altersheim, das Kreuzfahrt­schiff Aida ist viel billiger – und luxuriöser.

Schönleder und Welte komplettie­rten das Ensemble. Brillenträ­ger Welte mit dem lichten, lockigen Haar brachte eine bissige, nachdenkli­ch Weltsicht mit, die das Publikum zum Lachen anregte, Schönleder eine wunderbare Gesangssti­mme. Sie alle sind Kollegen Müller-Schlesinge­rs, der betonte, die Mischung aus Jung und Alt mache das KAW in Quettingen aus. Und auch an diesem Abend konnte das Publikum nicht einer bestimmten Altersgrup­pe zugeordnet werden. Insofern war in dem Gemäuer, das ehemals der Bahn gehörte, einmal mehr alles wie immer.

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FOTOS (2): UWE MISERIUS Bühne frei für Dagmar Schönleder – im Hintergrun­d auf dem Sofa: „Charla“Drops, Mark Welte und Leo Leowald.

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