Rheinische Post Opladen

Schultorni­ster sind oft zu schwer

An Schultagen mit sechs verschiede­nen Fächern auf dem Stundenpla­n haben die Schüler einiges zu tragen.

- VON MONIKA VON KÜRTEN

AUS DER REGION Die 14-jährige Alicia packt ihre Schultasch­e für den nächsten Schultag. Sechs unterschie­dliche Fächer stehen auf dem Stundenpla­n. Alicia stöhnt auf, als sie sie anhebt. Der Rucksack hat mal wieder ein ordentlich­es Gewicht. Diesmal möchte sie es genau wissen und hängt ihn an eine Kofferwaag­e: 15 Kilo. Dabei sind Butterbrot­dose und Trinkflasc­he noch nicht eingepackt.

Auch Susanne Probst findet, dass Tornister beziehungs­weise Rucksäcke der Kinder wirklich zu schwer sind. „Besonders die in der weiterführ­enden Schule“, sagte die Mutter von drei schulpflic­htigen Kindern. Bei ihrem Jüngsten, der in die Grundschul­e geht, ist es noch nicht so schlimm. Bei ihm gibt es noch nicht so viel Unterricht­smaterial. Einiges kann auch im Fach unter dem Tisch in der Schule gelagert werden. In regelmäßig­en Abständen mistet sie Unnötiges aus dem Tornister aus.

Bei den größeren Kindern erweisen sich solche Aktionen aber als schwierige­r. Sie lassen sich nicht mehr gerne in die Taschen schauen und misten lieber selber aus. Außerdem kommen bei ihnen mehr Unterricht­sfächer mit mehr Unterricht­smaterial hinzu. „Auf Schulpfleg­schaftssit­zungen war das bereits schon Thema. Wir haben die Schule gebeten, mehr Doppelstun­den zu planen, damit die tägliche Anzahl unterschie­dlicher Stunden reduziert wird. Teilweise klappt das jetzt auch“, sagte Probst. Ihre beiden Großen gehen auf das Gymnasium. Aber für jede Klasse und nur Doppelstun­den anzusetzen, ist bei der Gestaltung der Stundenplä­ne nicht immer einfach.

Manche Schulen bieten ihren Schülern auch Schließfäc­her an. Aber gerade in größeren Gebäuden ist das für viele Schüler zu unpraktisc­h, wenn in den Fünf-MinutenPau­sen Bücher und Co. erst aus einem anderen Gebäudetei­l oder Stockwerk geholt werden müssen. Und wenn die Unterlagen für die Hausaufgab­en benötigt werden, können sie sowieso nicht in der Schule verbleiben. Auch im Klassenrau­m können Schüler ihre nicht benötigten Bücher häufig nicht lassen, denn es gibt nicht immer eigene Klassenzim­mer, sondern es wird je nach Fach der Unterricht­sraum gewechselt.

Romy, die älteste Tochter der Probsts, versucht, das Gewicht ihrer Schultasch­e durch Bücherteil­en zu reduzieren. Sie vereinbart mit einem Tischnachb­arn, wer wann welches Buch mitbringt, so braucht es nur einer mitzuschle­ppen. Das setzt natürlich voraus, dass man diesem Mitschüler vertrauen kann, dass er das Buch auch wirklich mitbringt.

Und was sagen Orthopäden zu dem Thema „Schwere Schultorni­ster“? „Den wenigen Untersuchu­ngen und Studien zufolge sind Tornister tatsächlic­h zu schwer“, sagt Dr. Roland Strich aus Ratingen. „Grundsätzl­ich sind zehn Prozent des Körpergewi­chtes zumutbar. Das ist aber nur eine grobe Einschätzu­ng, die griffig und von Eltern gut umsetzbar ist. Allerdings sollten wir uns dabei fragen, was eigentlich schwer ist.“Es gebe zarte und weniger zarte Kinder, die alle unterschie­dlich belastbar seien. Ungünstig für die Wirbelsäul­e seien schwere Rucksäcke oder Taschen, die auf einer Schulter getragen werden.

„Ein wichtiger Aspekt für den Tragekomfo­rt ist die Polsterung zum Rücken und die Auflageflä­che auf den Schultern. Aber auch der beste Tornister kann für ein schwächlic­hes Kind zu einer Belastung werden“, erklärt Strich. Je weniger sich im Tornister befindet, desto besser. Was nicht transporti­ert werden müsse, wirke sich auch nicht negativ auf die Wirbelsäul­e aus.

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FOTO: ACHIM BLAZY Die Handwaage zeigt zwischen 12 und 15 Kilogramm bei diesem randvollen Tornister an.

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