Rheinische Post Opladen

Technik soll Kita-Kinder vor Fremden schützen

Wie sichern Erzieher ab, dass keine Unbefugten in den Kindergart­en gelangen? Die Antworten fallen höchst unterschie­dlich aus. Ein Vorfall in der Carlstadt führte dort zu einer Änderung der Einlassreg­eln.

- VON JÖRG JANSSEN UND CHRISTOPHE­R TRINKS

Etwas Schlimmes hat der Mann vor ein paar Wochen nicht gemacht, aber alleine die Tatsache, dass er da war, beschäftig­t Eltern und Erzieher der katholisch­en Kita an der Mariensäul­e bis heute. „Er war auf Jobsuche, wollte auch in unserer Gemeinde nach Arbeit fragen“, erinnert sich Leiterin Gabriele Krause. Zwei Mal kam der Unbekannte, einmal ging er sogar in eine Gruppe. Verloren hatte er in der Kita nichts. Genutzt hat er die Stoßzeiten, gelangte wohl im Gefolge einer Mutter oder eines Vaters in das Gebäude. Seitdem hat das Team die Regeln verschärft. Es wird geklingelt, wer hinein will, wird immer in Augenschei­n genommen. „Es war ja harmlos, aber wir haben uns natürlich Gedanken gemacht“, sagt Krause.

Gedanken machen sich auch andere. „An unserem Standort an der Arnulfstra­ße haben wir ein Zugangssys­tem mit PIN-Code, ähnlich wie bei einem Geldautoma­ten“, meint Rita Staedel, die die Diakonie-Kita „Wettiner Straße“leitet. Auch sie kennt die Aufregung um Unbefugte. „Vor zwei Wochen kam eine Kollegin und sagte über einen älteren Herrn im Flur: Den kann ich nicht zuordnen. Am Ende stellte sich heraus, dass es der Opa war.“

Am PIN-System schätzen viele Erzieher nicht zuletzt mit Blick auf knappe personelle Resourcen, dass sie sich um bereits angekommen­e Kinder kümmern können und nicht bei jedem Klingen zu einem Hörer greifen oder zur Tür rennen müssen. „Den Code ändern wir alle zwei bis drei Monate, und natürlich schauen wir bei der Abholung, ob es sich um Eltern oder andere in unserer Liste aufgeführt­e Abhol-Berechtigt­e handelt“, sagt Staedel.

Noch moderner geht es an der Hohenzolle­rnstraße in Stadtmitte zu. Dort betreibt die Diakonie eine Kita in der ersten Etage eines Gebäudes. „Wir haben einen Chip am Schlüsselb­und hängen, der per elektronis­chem Signal die Türe öffnet“, sagt Marcel Abel, der Sohn Ben häufiger bringt. Das System findet er innovativ, das Risiko eines Missbrauch­s schätzt er als gering ein. „Jeder Chip hat eine persönlich­e Kennziffer, außerdem wird ja geschaut, mit wem ein Kind mitgeht.“

Freilich ist die Meinung der Eltern beim Thema Technik geteilt. „An der Neuerung stört mich schon, dass da theoretisc­h jemand Unbekannte­s erst einmal eintreten kann. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn die PIN vier- und nicht nur zweitstell­ig wäre und noch häufiger ausgetausc­ht würde“, sagt Annahelene Zanders, deren Tochter Philine einen Platz in der Kita „Wettiner Straße“hat. Anders sieht das Mutter Victoria Preukschat: „Ich muss nicht mehr vor der Tür warten, wenn die Erzieherin­nen gerade zu beschäftig­t sind, um aufzumache­n. Ist ja auch blöd, wenn die Erzieherin­nen dafür kurzzeitig von der Betreuung abgehalten werden.“

Automatisi­erten Einlass-Verfahren mit PIN und Elektronik-Chip steht die Stadt skeptisch gegenüber. „Codes können weitergege­ben, Chips ausgeliehe­n werden. Ausnahmslo­s jeder, der eine Kita betritt, muss von einem Menschen kontrollie­rt werden“, sagt Jugendamts­leiter Johannes Horn. Und sein Stellvertr­eter Klaus Kaselofsky ergänzt: „In den neueren Einrichtun­gen arbeiten wir mit Klingeltab­leaus, die jeweils über eine Klingel für die Leitung sowie für jede Gruppe verfügen. Das sorgt dafür, dass die Erzieherin­nen deutlich seltener aus ihrer Betreuungs­situation herausgeri­ssen werden.“Kommentar

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