Technik soll Kita-Kinder vor Fremden schützen
Wie sichern Erzieher ab, dass keine Unbefugten in den Kindergarten gelangen? Die Antworten fallen höchst unterschiedlich aus. Ein Vorfall in der Carlstadt führte dort zu einer Änderung der Einlassregeln.
Etwas Schlimmes hat der Mann vor ein paar Wochen nicht gemacht, aber alleine die Tatsache, dass er da war, beschäftigt Eltern und Erzieher der katholischen Kita an der Mariensäule bis heute. „Er war auf Jobsuche, wollte auch in unserer Gemeinde nach Arbeit fragen“, erinnert sich Leiterin Gabriele Krause. Zwei Mal kam der Unbekannte, einmal ging er sogar in eine Gruppe. Verloren hatte er in der Kita nichts. Genutzt hat er die Stoßzeiten, gelangte wohl im Gefolge einer Mutter oder eines Vaters in das Gebäude. Seitdem hat das Team die Regeln verschärft. Es wird geklingelt, wer hinein will, wird immer in Augenschein genommen. „Es war ja harmlos, aber wir haben uns natürlich Gedanken gemacht“, sagt Krause.
Gedanken machen sich auch andere. „An unserem Standort an der Arnulfstraße haben wir ein Zugangssystem mit PIN-Code, ähnlich wie bei einem Geldautomaten“, meint Rita Staedel, die die Diakonie-Kita „Wettiner Straße“leitet. Auch sie kennt die Aufregung um Unbefugte. „Vor zwei Wochen kam eine Kollegin und sagte über einen älteren Herrn im Flur: Den kann ich nicht zuordnen. Am Ende stellte sich heraus, dass es der Opa war.“
Am PIN-System schätzen viele Erzieher nicht zuletzt mit Blick auf knappe personelle Resourcen, dass sie sich um bereits angekommene Kinder kümmern können und nicht bei jedem Klingen zu einem Hörer greifen oder zur Tür rennen müssen. „Den Code ändern wir alle zwei bis drei Monate, und natürlich schauen wir bei der Abholung, ob es sich um Eltern oder andere in unserer Liste aufgeführte Abhol-Berechtigte handelt“, sagt Staedel.
Noch moderner geht es an der Hohenzollernstraße in Stadtmitte zu. Dort betreibt die Diakonie eine Kita in der ersten Etage eines Gebäudes. „Wir haben einen Chip am Schlüsselbund hängen, der per elektronischem Signal die Türe öffnet“, sagt Marcel Abel, der Sohn Ben häufiger bringt. Das System findet er innovativ, das Risiko eines Missbrauchs schätzt er als gering ein. „Jeder Chip hat eine persönliche Kennziffer, außerdem wird ja geschaut, mit wem ein Kind mitgeht.“
Freilich ist die Meinung der Eltern beim Thema Technik geteilt. „An der Neuerung stört mich schon, dass da theoretisch jemand Unbekanntes erst einmal eintreten kann. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn die PIN vier- und nicht nur zweitstellig wäre und noch häufiger ausgetauscht würde“, sagt Annahelene Zanders, deren Tochter Philine einen Platz in der Kita „Wettiner Straße“hat. Anders sieht das Mutter Victoria Preukschat: „Ich muss nicht mehr vor der Tür warten, wenn die Erzieherinnen gerade zu beschäftigt sind, um aufzumachen. Ist ja auch blöd, wenn die Erzieherinnen dafür kurzzeitig von der Betreuung abgehalten werden.“
Automatisierten Einlass-Verfahren mit PIN und Elektronik-Chip steht die Stadt skeptisch gegenüber. „Codes können weitergegeben, Chips ausgeliehen werden. Ausnahmslos jeder, der eine Kita betritt, muss von einem Menschen kontrolliert werden“, sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn. Und sein Stellvertreter Klaus Kaselofsky ergänzt: „In den neueren Einrichtungen arbeiten wir mit Klingeltableaus, die jeweils über eine Klingel für die Leitung sowie für jede Gruppe verfügen. Das sorgt dafür, dass die Erzieherinnen deutlich seltener aus ihrer Betreuungssituation herausgerissen werden.“Kommentar