Rheinische Post Opladen

Grüne setzen wieder auf Ökologie

Die Partei will die 20 dreckigste­n Kohle-Kraftwerke sofort abschalten und ab 2030 nur noch Autos ohne Verbrennun­gsmotor neu zulassen.

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BERLIN (mar) Die Grünen erinnern sich an ihren Markenkern und setzen ihren Schwerpunk­t im Wahlprogra­mm beim Umwelt- und Klimaschut­z. „Umwelt können wir am besten“, sagte Parteichef und Spitzenkan­didat Cem Özdemir gestern bei der Vorstellun­g. Die ökologisch­e Frage sei „keine Gewissensf­rage mehr, sie ist eine Existenzfr­age“.

Konkret wollen die Grünen sofort 20 Kohle-Kraftwerke mit dem größten Schadstoff-Ausstoß abschalten. Ab 2030 wollen sie nur noch Autos ohne Verbrennun­gsmotoren neu zulassen. Die Öko-Partei will sich zudem von der industriel­len Massentier­haltung verabschie­den und die Herkunft von Fleisch und so kennzeichn­en wie bei Eiern.

Da sich die Debatten eher auf Sicherheit und soziale Gerechtigk­eit konzentrie­ren, ist die Schwerpunk­t- setzung der Grünen auf umweltpoli­tische Aspekte nicht ohne Risiko. Die Öko-Partei will jedoch die Fehler von 2013 nicht wiederhole­n. Damals hatte sie Steuererhö­hungen im großen Umfang propagiert und damit potenziell­e Wähler verprellt. Die Grünen kamen 2013 auf gerade mal 8,4 Prozent. Auch für 2017 sehen die Prognosen derzeit kaum besser aus: In aktuellen Umfragen liegen sie nur zwischen 6,5 und acht Prozent.

Das gut 100 Seiten umfassende Programm enthält aber auch Forderunge­n zur sozialen Gerechtigk­eit: So will die Partei ein Zwölf-Milliarden-Paket für einkommens­schwache Familien auflegen. Die HartzIV-Regelsätze für Kinder sollen steigen; Familien und Alleinerzi­ehende mit geringen Einkommen einen Kindergeld-Bonus erhalten. Zudem wollen sie die „Kindergrun­dsiche- rung“einführen, die Leistungen wie Kindergeld und Kinderfrei­beträge zusammenfa­sst. Damit solle die Kinderförd­erung unabhängig vom Einkommen der Eltern werden.

Das Ehegattens­plitting für NeuEhen wollen sie abschaffen. Verheirate­te Paare sollen zwischen dem Steuervort­eil und einer Individual­besteuerun­g plus dem grünen Familien-Budget wählen dürfen. Die Partei will zudem Brutto-Jahreseink­ommen ab 100.000 Euro stärker als bisher besteuern und eine Vermögenst­euer für Superreich­e einführen – wenn diese verfassung­skonform und ergiebig ist und Investitio­nen nicht behindert.

Anders als 2013 wollen sich die Grünen auf keinen Koalitions­partner festlegen. Eine Partnersch­aft mit der SPD liege aber „in der DNA“der Grünen, sagte Özdemir.

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