Köln feiert ein Jahr lang Heinrich Böll
Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers gibt es zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Buchprojekte. Verschiedene Kulturinstitutionen der Stadt bieten ein umfangreiches Programm im Jubiläumsjahr.
KÖLN Am 21. Dezember jährt sich der Geburtstag des 1985 verstorbenen Heinrich Böll, der zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Nachkriegszeit gehört und 1972 den Literaturnobelpreis bekam, zum 100. Mal. „Seine kritische Stimme fehlt gerade jetzt bei der aktuellen Flüchtlingsthematik. Er hat sich immer für die Politik und die Gesellschaft interessiert. Dabei hat Heinrich Böll auch schmerzhafte Stellen berührt“, würdigt Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach den berühmten Kölner. Sohn René Böll ergänzt: „Für ihn gab es kein Lagerdenken. Er hat immer selbstständig und unabhängig gedacht. Mir wäre aber auch wichtig, neben dem politisch engagierten Menschen, auch den
„Für ihn gab es kein Lagerdenken. Er hat immer unabhängig gedacht“
René Böll
Sohn
Künstler mehr zu sehen.“Im Jubiläumsjahr gibt es in Köln zahlreiche Veranstaltungen und Kulturprojekte - hier ein kleiner Überblick:
Kulturamt: Am 24. November wird wieder der Heinrich-Böll-Preis in Köln verliehen. Einen Tag später, am 25. November, machen sechs bedeutende Autoren der Gegenwart, Böll-Preisträger früherer Jahre, Bölls Geburtstag im Schauspiel zu einem literarischen Ereignis. Hans Joachim Schädlich (Böll-Preis 1992), Jürgen Becker (1995), Marcel Beyer (2001), Anne Duden (2003), Ulrich Peltzer (2011) und Eva Menasse (2013) werden sich „im Geiste Heinrich Bölls“durch einen eigenen Text oder Beitrag mit Böll auseinandersetzen.
Stadtbibliothek/Heinrich-BöllArchiv: Im Herbst gibt es eine Aus- stellung, die ein bislang wenig beachtetes Thema beleuchten wird: Heinrich Böll und die bildende Kunst. Hier geht es vor allem um die Frage, inwieweit sich der Autor mit bildkünstlerischen Aspekten auseinandergesetzt hat und welche Spuren diese im Werk Heinrich Bölls hinterlassen haben. Auch der mitunter enge Austausch zwischen Böll und seinen Künstlerfreunden wird erhellend untersucht. Am 18. Oktober wird ein bislang unbekanntes Kriegstagebuch Bölls, das bei Kiepenheuer & Witsch erscheint, präsentiert.
Oper: Die Oper zeigt gemeinsam mit dem Ensemble Musikfabrik die Uraufführung eines Musiktheater- werks des Komponisten Helmut Oehring mit dem Arbeitstitel „Kunst muss (Der Engel schwieg)“. Oehring, geboren 1961 in Berlin, komponiert sein Werk unter anderen für die Ensemblemitglieder der Oper Köln Emily Hindrichs, Dalia Schaechter und Adriana Bastidas Gamboa. Das Libretto verfasst Stefanie Wördemann basierend auf Texten von Heinrich Böll. Die Uraufführung wird am Samstag, 9. Dezember, stattfinden.
Schauspiel: Das Schauspiel Köln präsentiert die Uraufführung „Ansichten eines Clowns“von Heinrich Böll in einer Theaterfassung und Inszenierung von Thomas Jonigk. Das Stück läuft aktuell ungefähr vier bis fünf Mal im Monat im DEPOT 2. Auch in der nächsten Spielzeit wird das Stück, das von Kritikern wie vom Publikum hochgelobt wird, zu sehen sein. Die Termine im März und April 2017: 19., 22. und 29. März sowie 5., 7. und 26. April.
Hänneschen-Theater: Das Hänneschen-Theater und die Günter und Ute Grass-Stiftung präsentieren am Sonntag, 30. April, um 20.30 Uhr im Hänneschen-Theater den „Freipass, Band 2“: Lesung und Gespräch über Beiträge des Heinrich Böll gewidmeten Bandes, der seinem Anspruch, ein diskussionsanregendes Forum für Literatur, Bildende Kunst und Politik zu sein, erneut alle Ehre macht.
Museum Ludwig: Ein Jahr nach Heinrich Bölls Tod, im Jahr 1986, eröffnete das Museum Ludwig im neu errichteten Gebäude. Die Adresse lautet: Heinrich-Böll-Platz. In der Sammlung Fotografie des Museum Ludwig liegen zahlreiche Werke, die entweder Heinrich Böll zeigen oder die ihm vertraut waren. Bildbände wie Chargesheimers „Unter Krahnenbäumen“wurden von seinen Texten begleitet. Anlässlich des 100. Geburtstags beleuchtet das Museum Ludwig in seinen fotografischen Räumen der ständigen Sammlung Bölls Verhältnis zur Fotografie und dem Fotografieren. Die Ausstellung läuft vom 1. September bis zum 7. Januar.