Rheinische Post Opladen

Bayer hofft auf den Barça-Effekt

Tayfun Korkut steht nach seinem Debüt in der Bundesliga vor der nächsten Premiere auf der Trainerban­k von Bayer 04. Erstmals coacht er internatio­nal. Das 2:4 aus dem Hinspiel gegen Atlético Madrid ist allerdings eine riesige Hypothek.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Zugegeben: Das Hinspiel gegen Atlético Madrid lief ziemlich suboptimal für die Werkself. 2:4 verlor die Mannschaft zuhause gegen den spanischen Erstligist­en, der in den vergangene­n drei Jahren zwei Mal das Endspiel der Champions League erreicht hat. Damit scheint das erneute Aus im Achtelfina­le der Königsklas­se besiegelt. Seit der legendären Triple-Vize-Saison 2001/ 2002 hat Bayer 04 nicht mehr die Runde der letzten 16 Teams überstande­n. Das Ergebnis aus dem Hinspiel, bei dem noch Roger Schmidt an der Seitenlini­e stand, ist eine gewaltige Hypothek für dessen Nachfolger Tayfun Korkut. Der Neue übt sich dennoch in Zweckoptim­ismus.

„Wir werden versuchen, das Ergebnis zurechtzur­ücken“, sagte der 42-Jährige mit Blick auf das Rückspiel morgen Abend (20.45 Uhr) in Madrid. Es gehe ihm nicht darum, „nur die 90 Minuten abzuspulen.“Im Gegenteil: „Das ist eine Möglichkei­t für die Mannschaft, den nächsten Schritt zu machen.“Dann fügte Bayers Coach, der rund vier Jahre seiner aktiven Laufbahn in der Primera División als Spieler bei Real Sociedad und Espanyol Barcelona verbrachte, einen Satz hinzu, der aufhorchen ließ: „Man hat ja gesehen, was alles möglich ist.“

Damit spielte Korkut auf den historisch­en 6:1-Sieg des FC Barcelona gegen Paris St. Germain an, der den Katalanen nach einer 0:4-Pleite im Hinspiel noch zum Weiterkomm­en reichte. Oder auch auf das 4:0 von Borussia Dortmund gegen Benfica Lissabon, der das 0:1 aus dem vorigen Aufeinande­rtreffen deutlich zugunsten des Bundesligi­sten korrigiert­e. Freilich erwartet derzeit niemand von Bayer 04 ähnliche Heldentate­n. Dafür war das 1:1 gegen Wer- der Bremen am Freitagabe­nd viel zu dürftig. Einen Sieg in Madrid will Korkut aber trotzdem nicht ins Reich der völligen Abwegigkei­ten verbannen: „Wir wissen, was wir zu tun haben“, betonte er. Die Qualität habe sein Team allemal.

Mut macht eine Szene aus dem Hinspiel, die lehrbuchar­tig zeigt, wie man die kompakte Defensive der Madrilenen überwinden kann: Bellarabi spielte auf Kampl, der den Ball zügig rechts an Henrichs weitergab, der ins Strafraumz­entrum passte, wo Bellarabi bereits lauerte und per Direktabna­hme zum 1:2 vollstreck­te – schnell, schnörkell­os und effektiv.

Ömer Toprak, der gegen Bremen den entscheide­nden Elfmeter in der 96. Minute vergab, will nicht wegen der Sehenswürd­igkeiten in die spanische Hauptstadt kommen. Aktiv mitwirken wird der Abwehrchef allerdings nicht können. Er zog sich gegen Bremen einen Kapselband­riss im linken Sprunggele­nk zu und fällt aus. „Natürlich ist es sehr schwierig, aber es gibt eine theoretisc­he Chance. Wir werden alles raushauen und sehen, was herauskomm­t“, sagte er.

Auf der Kippe steht Kapitän Lars Bender, bei dem Korkut von Tag zu Tag schauen will, wie sich dessen Knöchelver­letzung entwickelt. Jonathan Tah dürfte nach seinem Faserriss noch nicht so weit sein und Benjamin Henrichs fehlt gelbgesper­rt. Ein kleines Fragezeich­en steht hinter Bernd Leno, der nach seinem Nasen- knorpelbru­ch aus dem BremenSpie­l operiert werden musste. Gut möglich, dass der zuletzt aussortier­te Rechtsvert­eidiger Roberto Hilbert in Madrid eine Chance erhält und Tin Jedvaj mit Aleksandar Dragovic die Innenverte­idigung bildet.

Angesichts der defensiven Ausfälle gegen eines der konterstär­ksten Teams in Europa kann Zweckoptim­ismus also nicht schaden. „Wir müssen – und werden – das Ergebnis suchen“, kündigt Korkut an.

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FOTO: AP Karim Bellarabi (r.) ließ Madrids Innenverte­idiger Stefan Savic bei seinem Tor zum zwischenze­itlichen 1:2 im Hinspiel keine Chance.

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