Rheinische Post Opladen

Fall Wendt: Niemand will etwas gewusst haben

- VON DETLEV HÜWEL UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Bezüge des Polizeigew­erkschafte­rs Dieter Wendt geben weiter Rätsel auf. NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) sagte im Landtag, es sei unklar, wieso Wendt jahrelang Gehalt beziehen konnte, obwohl er seit Jahren seinen Polizeidie­nst nicht mehr ausgeübt habe. Außerdem habe Wendt, der seit Anfang des Monats Pensionär ist, seine stattliche­n Nebeneinkü­nfte bei der Axa-Versicheru­ng nicht angegeben. Gegen ihn laufe inzwischen ein internes Ermittlung­sverfahren. „Der Fall Wendt darf sich nicht wiederhole­n“, betonte Jäger und bekräftigt­e, erst am 24. Februar erfahren zu haben, dass Wendt offenbar seit Jahren ohne Gegenleist­ung eine Teilzeitve­rgütung vom Land erhalten hat. Diese Vereinbaru­ng war 2001 getroffen worden; über eine komplette Freistellu­ng gebe es in Wendts Personalak­te aber keinen Hinweis. Ab wann Wendt, der zeitweise im Hauptperso­nalrat tätig war und 2007 Bundesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft wurde, nicht mehr für die Polizei gearbeitet habe, sei noch unklar. Jäger vermutet, dass sich etwa ab 2006 „etwas verselbsts­tändigt hat“.

CDU und FDP wandten ein, dass Jäger einmal mehr von nichts wissen wolle. Wendt habe in Berlin für die Gewerkscha­ft gearbeitet, in München gewohnt und nichts mehr mit NRW zu tun gehabt. Dennoch sei er von NRW besoldet worden. Nachfragen des damaligen Behördenle­iters seien vor Jahren vom Ministeriu­m mit dem Hinweis be- schieden worden, „alles so weiterlauf­en zu lassen“, sagte Peter Biesenbach (CDU). 2013 sei sogar Wendts 40-jähriges Dienstjubi­läum an seinem vermeintli­chen Arbeitsort Duisburg gefeiert worden.

Der Fall Wendt ist für Marc Lürbke (FDP) ein „absoluter Blindflug der Landesregi­erung“. SPD und Grüne wiederum erinnerten daran, dass Wendt 2010 von Mönchengla­dbach nach Duisburg versetzt und bereits einen Monat später zum Hauptkommi­ssar befördert worden sei. Damals sei Ingo Wolf (FDP) Innen- minister gewesen. Dieser könne sich gewiss zu den Gründen für die Beförderun­g äußern. Doch der ExMinister nahm gestern nicht an der Landtagsde­batte teil. Monika Düker (Grüne) sprach von einer „jahrzehnte­langen Klüngelpra­xis“. Thomas Stotko und Hans-Willi Körfges (beide SPD) wandten sich gegen die Behauptung der Union, die SPD habe sich mit der finanziell­en Unterstütz­ung Wendts dessen Wohlverhal­ten gesichert. CDU-Mitglied Wendt habe immer wieder scharf gegen die SPD Stellung bezogen.

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