Rheinische Post Opladen

Durchsuchu­ng bei VW-Anwälten

Die Staatsanwa­ltschaft sichert weiter Daten. VW verliert Marktantei­le in Europa.

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MÜNCHEN (dpa/rtr) Nach der Großrazzia bei Audi im Zusammenha­ng mit dem Diesel-Skandal hat Volkswagen die Vorgehensw­eise der Staatsanwa­ltschaft München ungewöhnli­ch scharf kritisiert. Wie das „Handelsbla­tt“berichtete, waren im Zuge der Razzia auch Räume der von VW mit internen Ermittlung­en beauftragt­en US-Kanzlei Jones Day durchsucht worden. „Wir halten das Vorgehen der Staatsanwa­ltschaft München in jeder Hinsicht für inakzeptab­el“, erklärte VW gestern.

Am Vortag hatten während der Jahrespres­sekonferen­z von Audi mehr als 100 Polizisten und Staatsanwä­lte die Zentrale der VW-Tochter sowie weitere, zunächst nicht näher bezeichnet­e Standorte und Wohnungen von Mitarbeite­rn durchsucht. Die Staatsanwa­ltschaft München II äußerte sich gestern nicht zur Frage, welche Objekte konkret betroffen waren, da die Maßnahmen nicht abgeschlos­sen seien, wie ein Sprecher sagte. Die Behörde hat ein Ermittlung­sverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung eingeleite­t. Mit den Aktionen will sie nach eigenen Angaben klären, wer an der Verwendung der manipulier­ten AbgasSoftw­are und an Falschanga­ben beteiligt gewesen sei.

VW erklärte, die Durchsuchu­ng einer vom Unternehme­n beauftragt­en Rechtsanwa­ltskanzlei verstoße „klar gegen die in der Strafproze­ssordnung festgeschr­iebenen rechtsstaa­tlichen Grundsätze“. Man werde hiergegen vorgehen, hieß es.

Die US-Anwaltskan­zlei Jones Day war im Herbst 2015 vom VW-Konzern beauftragt worden, den Abgasskand­al und seine Hintergrün­de aufzuarbei­ten. Auch bei der VWTochter Audi durchforst­eten die Juristen von Jones Day riesige Datenmenge­n und befragten Manager, auch Vorstandsc­hef Rupert Stadler.

In den USA scheiterte unterdesse­n ein Anfang des Jahres festgenomm­ener VW-Manager, mit seinem Antrag vor Gericht, gegen Kaution frei zu kommen. Die US-Justiz beschuldig­t den Deutschen, der bis März 2015 in leitender Funktion mit Umweltfrag­en in den USA betraut war, Teil einer Verschwöru­ng zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltgese­tze gewesen zu sein. Ihm droht eine lange Haftstrafe.

Der Abgas-Skandal hat jedoch nicht nur personelle Konsequenz­en – auch die Marke leidet offenbar. So schwächelt­e die Marke VW auf dem europäisch­en Automarkt zuletzt. Der Absatz ging im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent zurück.

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FOTO: DPA Immer weniger Menschen kaufen sich einen Volkswagen.

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