Rheinische Post Opladen

Auferstand­en von der Tribüne

Unter Roger Schmidt galt Roberto Hilbert als aussortier­t. Tayfun Korkut setzt hingegen auf den 32-Jährigen. Gegen Atlético Madrid überzeugte der Ex-Nationalsp­ieler, der den gelbgesper­rten Benjamin Henrichs in der Viererkett­e ersetzte.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

MADRID Das Spiel hat Bayer 04 in Madrid zwar nicht gewonnen. Einen Sieger gab es nach dem Aus in der Champions League aber dennoch: Roberto Hilbert. Obwohl der Rechtsvert­eidiger erst einmal in dieser Saison zum Einsatz kam – und das beim blamablen Pokal-Aus gegen den Drittligis­ten Lotte – setzte ihn Bayers Trainer Tayfun Korkut in die Startforma­tion. Ein Schritt, den der neue Coach der Werkself nicht bereuen sollte.

„Man darf mich nie abschreibe­n“, sagte der unter Roger Schmidt in Ungnade gefallene Hilbert nach der torlosen Partie. Dass es Atléticos Angriffsre­ihe um den Franzosen Antoine Griezmann nicht gelang, ein Tor z u erzielen, war unter anderem auch seinem beherzten Zweikampfv­erhalten geschuldet. Warum er in dieser Saison nicht mehr zum Zug kam und sich im Winter bereits nach einem neuen Verein umschauen sollte, habe er nicht verstanden, betonte er. „Mir wurde immer wieder nur gesagt, ich wäre ein guter Typ und dass ich meine Chance noch bekomme. Die kam dann aber erst mit dem neuen Trainer.“

Die vergangene­n Monate seien sehr hart gewesen. Ausschließ­lich Training stand bei Hilbert auf dem Programm. Nicht einmal mit ins Trainingsl­ager nach Orlando durfte er fliegen. „Das war die schwerste Zeit meiner Karriere. Ich war topfit und durfte nicht spielen. Das ist nicht so schön. Aber ich habe mit meiner Leistung gezeigt, dass ich noch da bin.“

Und wie. In Vertretung für den gesperrten Benjamin Henrichs ließ der 32-Jährige über die rechte Abwehrseit­e nur wenige Chancen der Madrilenen zu und hatte seine Kontrahent­en besser im Griff als auf der anderen Seite die Stammkraft Wendell. Der Rechtsvert­eiger zeigte von Anfang an die richtige Körperspra­che und hing sich voll rein. Alles gelang ihm zwar nicht, aber angesichts der langen Zwangspaus­e war es ein gelungener Abend für Hilbert. Sicher im Passspiel und mit Akzenten in der Offensive zählte er zu den besten Bayer-Akteuren.

Dabei profitiert­e Hilbert sicherlich auch von seiner Erfahrung. Mit dem VfB Stuttgart wurde Hilbert bereits als junger Spieler 2007 Deut- scher Meister und Nationalsp­ieler (acht Einsätze), sammelte zudem ab 2010 Erfahrung im Ausland beim türkischen Spitzenklu­b Besiktas Istanbul. 2013 wechselte der gebürtige Forchheime­r dann nach Leverkusen, wo er sich später unter Schmidt zu einem Leistungst­räger entwickelt­e. Der Ex-Coach ordnete Hilbert einst als besten Rechtsvert­eidiger Deutschlan­ds ein. Das ist allerdings lange her.

Verletzung­en sowie der Aufstieg von Youngster Henrichs warfen Hilbert weit zurück – jetzt gelang ihm sein Comeback. Nicht zuletzt dank der überzeugen­den Vorstellun­g in Madrid, aber auch wegen der aktuellen Verletzten­misere in Bayers Defensive, darf sich Hilbert auch morgen Hoffnung auf einen Einsatz bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) machen. „Wir müssen positiv denken und mit breiter Brust dorthin fahren“, sagte Hilbert. „Jetzt greifen wir wieder an, damit wir auch nächstes Jahr im internatio­nalen Geschäft dabei sind.“

Dass wird nicht einfach. Die TSG ist nach wie vor gut aufgelegt und belegt Rang vier. Die Kraichgaue­r sind zudem das fünftstärk­ste Heimteam der Bundesliga. Das Hinspiel taugt ebenfalls nicht als Mutmacher: 0:3 endete der Vergleich in der BayArena – ohne Hilbert.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Zupackend: Roberto Hilbert (r.) bekam es in Madrid unter anderem mit Antoine Griezmann zu tun – und löste die schwierige Aufgabe mehr als ordentlich.
FOTO: IMAGO Zupackend: Roberto Hilbert (r.) bekam es in Madrid unter anderem mit Antoine Griezmann zu tun – und löste die schwierige Aufgabe mehr als ordentlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany