Rheinische Post Opladen

Bentaleb schießt Schalke ins Viertelfin­ale

Ein umstritten­er Handelfmet­er bringt den Königsblau­en ein 2:2 im Europa-League-Rückspiel in Mönchengla­dbach.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Uefa hatte dem Spiel schon vorab ein Qualitätsm­erkmal verpasst. Der Engländer Mark Clattenbur­g war Schiedsric­hter des deutsch-deutschen Achtelfina­ls in der Europa League, der aktuell wohl Beste seines Fachs leitete somit das entscheide­nde Treffen zwischen Borussia Mönchengla­dbach und dem FC Schalke 04 gestern Abend im Borussia-Park. Auch der, der für das frühe Rendezvous der beiden im Wettbewerb verblieben­en Bundesligi­sten gesorgt hatte, der Schwede Patrik Andersson, früher Profi in Gladbach und später dann beim FC Bayern, war beim 2:2 live vor Ort, das Schalke jubeln und Borussia trauern ließ.

Während die Gladbacher mit Andersson eine schöne Zeit Mitte der 90er Jahre verbinden, als Borussia Pokalsiege­r wurde, verbinden die Schalker seinen Namen mit Pein: 2001 schoss er in letzter Minute einen Freistoß ins Hamburger Tor, machte damit die Bayern zum Meister und verdammte Schalke zur Meistersch­aft der Herzen. Nach dem 1:1 im Hinspiel hatte nun Gladbachs Trainer Dieter Hecking sein Team zum 51:49-Favoriten erklärt – es war trotzdem höchst offen, wem Anderssons Los nachträgli­ch außerorden­tliche Glücksgefü­hle bescheren würde.

Seit gestern hat Anderssons Name einen anderen Klang auf Schalke. Die wohl letzte Chance, sich erneut für das internatio­nale Geschäft bliebt bestehen durch das 2:2. Damit kann die erste Saison von Trainer Markus Weinzierl doch noch eine mit einem Happy End werden. In der Liga ist Schalke hinten dran, im Pokal draußen – doch wächst eine neue Generation „Eurofighte­r“im Pott heran? Die Art und Weise, wie Schalke gestern nach dem 0:2Rückstand um seine Chance kämpfte, lässt das vermuten. Gladbach hingegen sah zunächst wie der sichere Sieger aus, verlor dann aber total den Faden.

Gladbach musste auf Kapitän Lars Stindl verzichten, der wegen der muskulären Probleme im Hüftbereic­h nicht spielen konnte. Ob er am Sonntag gegen die Bayern zurückkehr­t ist fraglich. Nach 15 Minuten musste auch Fabian Johnson raus, offenbar mit einer Muskelverl­etzung. Immerhin war Raffael wieder dabei. Er sorgte auch für die ersten Offensiv-Aktionen seines Teams: Seine Hereingabe beförder- te Josip Drmic, der Stindl ersetzte, jedoch per Kopf am Tor vorbei (18.), später verfehlte Raffaels Schuss knapp das Ziel (22.). Für Schalke kam Guido Burgstalle­r zweimal zum Abschluss, verzog aber.

Es war spürbar, dass es für beide Teams um eine große Chance ging. Nicht wenig Experten sahen in dieser Partie den Vergleich zweier Favoriten auf den Titel. Das Spiel war zerfahren und zähflüssig. So fiel das 1:0 für Gladbach recht plötzlich: Oscar Wendts Freistoßfl­anke verlängert­e Drmic, Andreas Christense­n schoss, Benedikt Höwedes fälschte noch ab – 1:0 (27.). Das Spiel war nun wie gemalt für die konterstar­ken Gladbacher. Schalke musste aufmachen, es boten sich zunehmend Räume, in die Borussias schnelle Offensivkr­äfte stoßen konnten.

Schon vor der Pause sorgte bei einem dieser Gegenstöße Mo Dahoud für die vermeintli­che Vorentsche­idung, als er mit einem herrlichen Schuss aus 22 Metern das 2:0 erzielte. Schalke schien geschlagen. Doch nach Leon Goretzkas Anschlusst­reffer (54.), bei dem der Ball kurz vor Yann Sommer seltsam aufsprang und dann im Tor landete, war plötzlich wieder alles offen, ein Tor fehlte Schalke für das Weiterkomm­en. Das Spiel wurde ein Euro-Krimi. Es wogte nun hin und her, bar jedes taktischen Zwangs. Die Blau-Weißen rannten an, Borussia stand tief und hoffte weiter auf den einen, befreiende­n Konter.

Der gelang nicht. Stattdesse­n sprang der Ball ausgerechn­et Mo Dahoud im eigenen Strafraum an die Schulter, Clattenbur­g entschied sofort und überhart: Handelfmet­er. Nabil Bentaleb trat an, schickte Yann Sommer in die falsche Ecke und wurde so zum Schalker Helden. Das 2:2 war dennoch verdient. Schalke zeigte nach der Pause den größeren Willen. Heute um 13 Uhr ist in Nyon die Auslosung des Viertelfin­als. Wenn überhaupt, dann wird Gladbach wehmütig zuschauen, Schalke dagegen voller Vorfreude auf künftige Großtaten.

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FOTO: REUTERS Riesenjube­l nach dem Elfmeter zum 2:2 – Daniel Caligiuri (rechts) gratuliert dem Torschütze­n Nabil Bentaleb.

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