Rheinische Post Opladen

Warane sind nichts für Anfänger

- VON ALIKI NASSOUFIS

Es gibt 79 Arten der Schuppenkr­iechtiere, die in Afrika, Asien und Australien leben. Als Haustiere sollten sie nur von echten Experten gehalten werden.

Als Jungtiere noch überschaub­ar, können ausgewachs­ene Warane schnell bis zu zwei Meter groß werden. Halter brauchen deshalb nicht nur ein ausladende­s Terrarium, sondern auch viel Fachwissen. Denn die Reptilien sind alles andere als friedferti­ge Vierbeiner.

Sie sehen ein bisschen aus wie Tiere aus einer längst vergangene­n Zeit: Warane erinnern mit ihrem länglichen Kopf, ihrem Schwanz und den groben Schuppen am Körper an eine Mischung aus Echsen und Krokodilen. So sehr das exotische Aussehen auch reizen mag: Als Haustiere eignen sich Warane nach Ansicht von Experten eher nicht.

„Warane sind Reptilien, die in der Natur meist in Afrika, Australien und Ost- und Südostasie­n leben“, sagt Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverb­andes praktizier­ender Tierärzte (bpt) in Frankfurt am Main. Genau das ist eines der Probleme, wenn man einen Waran als Haustier halten will. „Man muss genau wissen, wo das Tier herkommt und was es zum Leben benötigt“, so Behr. Während beispielsw­eise ein Waran in einem Regenwald lebe, sei ein anderer in eher trockenen Regionen zu Hause. Dementspre­chend unterschie­dlich müsse das Terrarium eingericht­et sein.

„Man muss sich ausführlic­hst informiere­n, denn Warane sind sehr diffizil in der Haltung. Es reicht nicht, sie nur in ein Terrarium zu setzen, sagt Behr. Doch abgesehen vom Le- bensumfeld sind Warane nach Ansicht von Experten nur schwer als Haustiere zu halten. „Warane sind grundsätzl­ich Tiere, die nur in erfahrene Hände gehören“, findet zum Beispiel Tierarzt Michael Pees, Experte der Bundestier­ärztekamme­r für Vögel und Reptilien in Berlin. „Das sind keine Anfängerti­ere.“

Die Bedenken der Experten haben mehrere Gründe. Warane können laut Pees je nach Größe durchaus gefährlich werden und Bissverlet­zungen verursache­n. „Da die Tiere auch aggressiv sein können, sind einige Halter damit überforder­t.“

Wie Sandra Giltner vom Deutschen Tierschutz­bund berichtet, verteidige­n Warane meist ihr Territoriu­m. „Sie fauchen und beißen - auch Menschen oder andere Haustiere wie Hunde und Katzen.“Tierärztin Behr bestätigt: „Es gibt friedliche­re und weniger friedliche­re Arten - dann kann schnell mal ein Finger weg sein.“Ein weiteres Problem ist, dass die Tiere eine artspezifi­sche Ernährung brauchen, wie Pees von der Klinik für Vögel und Reptilien der Universitä­t Leipzig erklärt. „Wir sehen hier insbesonde­re Probleme bei Steppenwar­anen, die zu energierei­ch ernährt werden und dann unter Leberverfe­ttung leiden.“Tierärztin Giltner ergänzt: „Viele Warane sind Fleischfre­sser und fressen zum Beispiel Vögel, Kaninchen, Mäuse, Ratten und andere Echsen.“Ein Steak aus dem Supermarkt erfülle dagegen nicht die Ansprüche der Tiere. „In der Natur fressen Warane auch nicht nur Filets - sie brauchen ganze Tiere.“

Hinzu komme, dass zahlreiche Warane ziemlich groß werden. „Nilwarane zum Beispiel werden häufig als angebliche Haustiere verkauft“, berichtet Giltner.

Als Jungtiere seien sie auch nur etwa 30 bis 40 Zentimeter groß. „Nach zwei bis vier Jahren können sie aber schon rund zwei Meter groß sein.“Außerdem bräuchten Nilwarane - wie schon der Name verrät - eine heiße, feuchte Umgebung, am besten mit Wasser.

Auch Steppenwar­ane, die ebenfalls immer wieder als Haustiere gehalten werden, sind nicht einfach zu halten. „Sie leben unter anderem in der Sahara in Höhlen und brauchen hohe Temperatur­en und ausgehöhlt­e Baumstämme, in denen sie sich verstecken können“, weiß Giltner.

Das ist aber noch nicht alles, wie Michael Pees berichtet. Warane trügen nämlich - wie andere Reptilien auch - viele Keime in sich, die beispielsw­eise für Kleintiere oder geschwächt­e Erwachsene gefährlich werden können. Die Tiere selber werden dabei nicht krank, die Keime gehörten bei ihnen zur Normalflor­a. „Dazu gehören auch Salmonelle­n, die aber beim Menschen gegebenenf­alls Erkrankung­en auslösen“, so Pees. „Übertragen werden können diese Keime bereits durch Berühren, wenn man sich die Hände danach nicht wäscht.“

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FOTO: FRISO GENTSCH/ DPA/TMN Ausgewachs­ene Warane, wie dieser Regenwald-Nilwaran, können bis zu zwei Meter groß werden. Halter müssen sich deshalb ein sehr großes Terrarium anschaffen.
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