Kraft auf Wahlkampftour
SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft mischt sich unters Volk.
DÜREN Hannelore Kraft wippt auf den Zehenspitzen im Takt der Musik. „Ich bin der Partykapitän…“, singen die Kinder. Sie klatscht rhythmisch in die Hände. „…und will Euch tanzen sehen“, schallt es von der Bühne. Die nordrhein-westfälische SPD-Spitzenkandidatin winkt nach links, dann nach rechts. Bei der Liedzeile „ohne Kinder geht es nicht“geht sie in die Knie, stampft mit den Füßen auf. Dann ist das Lied zu Ende. „Das war kompliziert, ich habe versucht, mitzukommen“, ruft Kraft den Kindern zu.
Es ist Wahlkampf in NRW, und Hannelore Kraft ist auf Tour. Termine mit Kindern zählen da zum Standardprogramm. Dem Zauber fröhlicher kleiner Menschen wie in der Dürener Kita „Eiswiese“kann sich kaum jemand entziehen. Solche Termine sind es, mit denen Kraft ihr Image der fürsorglichen Landes- mutter pflegen und positive Bilder vermitteln kann. Auch wenn die Realität in NRW manchmal eine andere ist.
Etwa 50 Kilometer weiter östlich, im Bürgerhaus von Bergisch Gladbach, mischt Kraft sich an diesem Mittwochmorgen kurz zuvor unter Parteifreunde und interessierte Bürger. Auch Hildegard Linde ist darunter, sie hat ein Anliegen und wendet sich damit direkt an die Mi- nisterpräsidentin. Ihre Rente reiche kaum zum Leben, sagt sie. Wenn sie die fixen Kosten abziehe, blieben ihr gerade einmal etwas mehr als 300 Euro im Monat. Wegen der Kinder habe sie nur Teilzeit arbeiten können, dann habe sie ihren Mann gepflegt – und jetzt das. „Was Sie an Rente kriegen, zahlen andere ein“, sagt Kraft und weist die ältere Dame daraufhin, dass die Rente ein Bundes- und kein Länderthema sei. Zudem seien in NRW, insbesondere im Ruhrgebiet, traditionell viele Frauen zu Hause geblieben. Um dies zu verändern, brauche es noch einige Zeit.
Ob sie denn mit der FDP regieren würde, ist auch so eine Frage, die manchen beschäftigt. Es ist einer der wenigen Momente an diesem Mittwoch, in denen Kraft leicht unwirsch reagiert. Über mögliche Koalitionen wolle sie nicht spekulieren, sagt sie knapp. „Wahl-Umfragen sind nur Wasserstandsmeldungen.“