Rheinische Post Opladen

„Sexting“– Polizei klärt Eltern und Jugendlich­e über Internetge­fahr auf

- VON INA BODENRÖDER

LEICHLINGE­N Stars wie Rihanna oder Justin Bieber machen es vor: In sozialen Medien posten sie Fotos von sich, oftmals wenig bekleidet und in vermeintli­ch verführeri­schen Posen. Über Facebook, Instagram oder Snapchat gehen diese Bilder um die Welt.

Sich in Fotos auszudrück­en und sie zu verschicke­n, ist bei jungen Menschen heutzutage normal – selbst wenn es dabei um erotische Aufnahmen in einer Beziehung geht. Das sogenannte „Sexting“(steht für „sex“und „texting“) wird erst dann zum Problem, wenn die Fotos nach dem Liebes-Aus in den Weiten der sozialen Netzwerke verteilt werden.

Beim Tag des Kriminalit­ätsopfers hat die Kreispoliz­ei in dieser Woche auf das Thema aufmerksam gemacht. „Sexting ist eine moderne Art des Experiment­ierens mit der eigenen Sexualität“, erläuterte Gundhild Hebborn, Leiterin des Bereiches Kriminalpr­ävention und Opferschut­z.

Aus Neugier, zum Flirten oder als Liebes- und Vertrauens­beweis verschickt­en Jugendlich­e und junge Erwachsene die Bilder an Freund oder Freundin. „Solange die Fotos nur bei den beiden bleiben, ist das unproblema­tisch“, erläuterte DiplomPäda­gogin Sabine Henke. Würden sie aber ohne Einverstän­dnis der abgebildet­en Person an andere weitergele­itet, erlebe das Opfer das als demütigend­en Verrat. Gundhild Hebborn, Polizei

Betroffen sind häufiger Mädchen als Jungen, weil sie mehr „sexten“. Während Aufnahmen von Jungen oft als Beweis von Sportlichk­eit und Selbstbewu­sstsein beurteilt würden, hätten Mädchen danach meist den Ruf der „Schlampe“weg. „Uns ist wichtig zu zeigen, dass das kein Dummer-Jungen-Streich ist, sondern ein Delikt“, sagte Hebborn.

Das Nicht-einvernehm­liche Versenden der Fotos verstoße gegen das Persönlich­keitsrecht, das Recht am eigenen Bild, verletze den höchstpers­önlichen Lebensbere­ich und könne zur Schadenser­satzpflich­t führen. Studien und Erfah- rungen von Polizei und Pädagogen an Schulen und anderen sozialen Einrichtun­gen zeigen, dass das Problem wächst.

Im Kreis gab es im vergangen Jahr einen Fall, bei dem sich das Opfer sogar das Leben nehmen wollte. „Die Vermittlun­g eines respektvol­len und achtsamen Umgangs miteinande­r muss das vorrangige Anliegen von Pädagogen und Eltern sein“, plädierte Hebborn.

Jugendlich­en raten die Fachleute, sehr kritisch zu prüfen, ob und welche Bilder versandt werden und sie zu anonymisie­ren: Bei erotischen Fotos sollten Gesichter oder markante Tattoos nicht erkennbar sein. Den automatisc­hen Bilder-Upload in sozialen Netzwerken auszuschal­ten und nicht auf Sicherheit­sfunktione­n wie in Snapchat zu vertrauen, sind weitere Tipps.

Den Eltern empfiehlt Henke, sensibel zu reagieren, damit ihre Kinder durch Vorwürfe nicht zum zweiten Mal zum Opfer würden, sich gegebenenf­alls an Polizei, Schule und örtliche Beratungss­tellen zu wenden. Außerdem sollten Mütter und Väter mit den Jugendlich­en über die Risiken des Sextings sprechen, Sicherheit­sregeln und Konsequenz­en vereinbare­n.

„Mädchen haben nach Sexting meist den Ruf der Schlampe weg“

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