Rheinische Post Opladen

Immer mehr Versionen im Prozess zu Dierath-Überfall

- VON SIEGFRIED GRASS

LEICHLINGE­N Nach drei Verhandlun­gstagen und einer knapp dreiwöchig­en Pause hat die 14. Große Strafkamme­r des Kölner Landgerich­ts gestern den Prozess gegen vier junge Männer mit Migrations­hintergrun­d und einen Deutschen (alle zwischen 22 und 42 Jahre alt) fortgesetz­t.

Die Angeklagte­n sollen im Juni vergangene­n Jahres ein älteres Ehepaar in Dierath überfallen und schwer verletzt haben. Eigentlich sind es sogar sechs Täter; oder sind es sogar sieben oder acht, die ir- gendwie etwas mit der Tat zu tun haben?

Die Vorsitzend­e Richterin Kerstin Prömse hatte im Rahmen ihrer Vorbereitu­ngen noch drei weitere Männer zur Fahndung ausgeschri­eben. Zwei konnte die Polizei inzwischen ausfindig machen, der dritte soll sich angeblich in Berlin aufhalten. Nummer sechs und sieben sagten gestern im Gerichtssa­al 13 aus. Doch bei der Klärung der Geschehnis­se wird es eher schwierige­r, weil sich die Zahl der Versionen eher noch erhöht.

Als der Fahrer des gemieteten Fahrzeugs, der erst später gefasst wurde und seitdem als Untersuchu­ngshäftlin­g auf seinen gesonderte­n Prozess wartet, seine Aussage machte, bedeutete das eine weitere Variante. Er habe nur als Fahrer agiert, habe vier Männer nach Leichlinge­n gefahren, von denen drei in das Haus eindrangen und nach etwa einer Stunde wieder in das Auto stiegen, gab der Mannzu Protokoll.

Was dem Fahrer auffiel: Einer der drei Einbrecher hatte nach dem Einbruch eine blutversch­mierte Hand, alle stritten sich heftig. Offenbar musste da etwas völlig schiefgela­ufen sein. Erst später wollte der Fah- rer dann im Internet gelesen haben, dass die Bewohner des Hauses – ein älteres Ehepaar – schwer verletzt wurden. Der Fahrer habe „nur“das Fahrzeug abgeholt, ist damit zum Flüchtling­sheim an der Sandstraße gefahren, wo man einen weiteren Mann aufgenomme­n habe. So jedenfalls lautete gestern seine Einlassung.

Der „siebte Mann“kam aus Wuppertal, durch umfangreic­he Telefonübe­rwachung ist die Polizei auf ihn gestoßen. Auch er sollte als Fahrer (mit einem eigenen Fahrzeug) angeheuert werden – angeblich für einen Umzug. Was dabei der Hin- weis auf „Mütze, Sonnenbril­le und dunkle Kleidung“in einem aufgezeich­neten Telefonat allerdings bedeuten sollte, machte die Angaben des Zeugen indes eher unglaubwür­dig.

Was die Richterin gestern zu der Bemerkung veranlasst­e: „Alle tun sich selbst leid. Das ist hier nicht das Problem.“Es gehe der Vorsitzend­en zufolge vielmehr darum, deutlich zu machen, „was man den alten Leuten angetan habe“.

Aber das scheint die „fünf bis acht Täter“überhaupt nicht zu interessie­ren. Fortgesetz­t wird der Prozess am 3. April.

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