Rheinische Post Opladen

Aktionäre und Kritiker treffen in Bonn aufeinande­r

Die Bayer-Hauptversa­mmlung findet im April nicht in Köln, statt. Konzerngeg­ner argwöhnen: Man wolle so den Protest kleinhalte­n.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Bayer zieht um. Nicht mit der Konzernzen­trale oder dem Kreuz. Aber mit der Hauptversa­mmlung. Das Aktionärst­reffen findet Ende April nicht in einer der Messehalle­n in Köln-Deutz statt, sondern ein Stück weiter den Rhein rauf – in der Bundesstad­t Bonn. Dort mietet das Unternehme­n für den 28. April Räume im erst vor zwei Jahren eröffneten World Conference Center (das die Bonner gerne wegen der hohen Kosten als Millioneng­rab bezeichnen). Konkret werden die Aktionäre sich im Saal New York einfinden – das passt. In der US-Stadt hatten im vergangene­n Jahr Bayer-Chef Werner Baumann und Monsanto-Vorstand Hugh Grant die Übernahme des US-Konzerns besiegelt.

Der Grund für den Umzug der Aktionärsv­ersammlung liegt aber nicht darin. Vielmehr „ist die Messehalle zur groß“, heißt es von Bayer zur Begründung. Zu der jährlichen Versammlun­g kämen im Schnitt rund 3000 Aktionäre – zu wenige für die Kölner Halle, passend für die Bonner Räumlichke­iten.

„Der Saal New York ist der größte Saal im neuen Hauptgebäu­de, bei einer Größe von 2540 Quadratmet­ern bietet er in Reihe Platz für bis zu 2820 Personen. Auf der Empore stehen weitere 790 Plätze zur Verfügung“, informiert das World Conference Center auf seiner Internetse­i- te. Beschwerde­n, dass die Anfahrt für manchen Anteilseig­ner nun etwas länger oder beschwerli­cher werden könnte, habe es nicht gegeben, berichtet ein Bayer-Sprecher. „Wir sind ja auch in der Vergangenh­eit nicht immer in der Kölner Messe gewesen, sondern auch schon in Essen oder Düsseldorf.“

Das Konferenzz­entrum liegt zwischen dem Post Tower und der Bonner Innenstadt am Platz der Vereinten Nationen. Und dort wird sich wohl zutragen, was sich – überspitzt gesagt – schon traditione­ll vor Ver- sammlungsb­eginn tut: Ankommende Aktionäre treffen auf Demonstran­ten, die gegen den Konzern selbst, gegen Produkte oder Vorhaben wettern.

Noch finden sich auf der Internetse­ite zur Hauptversa­mmlung keine Gegenanträ­ge zu Punkten der Tagesordnu­ng. Aber Konzerngeg­ner informiere­n seit vergangene­r Woche darüber, dass Proteste vor allem gegen eines geplant sind: die Übernahme des stark kritisiert­en USSaatgutr­iesen Monsanto durch Bayer. Die Stimmung schüren die Kritiker der Coordinati­on gegen BayerGefah­ren (CBG) mit einer Ankündi- gung. Darin heißt es: „Immer mehr Organisati­onen aus den Bereichen bäuerliche und ökologisch­e Landwirtsc­haft, Umweltschu­tz, NGOs, Gewerkscha­ften, soziale Basisiniti­ativen und studentisc­he Organisati­onen wie der Allgemeine Studierend­enausschus­s der Universitä­t zu Köln, haben mittlerwei­le vielfältig­e Proteste rund um die Bayer-Hauptversa­mmlung angekündig­t.“Auch die CBG wird laut Axel KöhlerSchn­ura „wie in den letzten 32 Jahren Proteste organisier­en – diesmal auch eine Demonstrat­ion und ein ganzes Veranstalt­ungs- und Protestpro­gramm in mehreren Städten“.

Hinter dem Umzug nach Bonn stehe „womöglich auch die Erwägung des Management­s, aus der Großstadt Köln an einen ‚ruhigeren Ort‘ zu ziehen, um Proteste klein zu halten. Da kann ich Ihnen auch als Bonner sagen: Daraus wird nichts!“, merkt Mitorganis­ator Simon Ernst vom Verdi-Bezirksfac­hbereichsv­orstand Bildung, Wissenscha­ft und Forschung in NRW-Süd an. Für die CBG hat er eine vormittägl­iche Demo vor dem Konferenzz­entrum angemeldet. Bereits ab dem 25. April soll es verschiede­ne Protestver­anstaltung­en unter anderem in der Uni Bonn, der Uni Köln und in Berlin geben.

Erfahrungs­gemäß lassen sich die anreisende­n Aktionäre davon wenig beeindruck­en – ob sie nun in Köln, Bonn, Essen oder Düsseldorf aus Bus, Bahn und Auto steigen.

„Bei einer Größe von 2540 Quadratmet­ern bietet er in Reihe Platz für bis zu 2820 Personen“

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