Sektbar am Kaufhof ist Geheimtipp geblieben
Vor zehn Jahren startete Inhaber Heinz Kappertz in der Fußgängerzone.
WIESDORF Genüsslich nippt Wolfgang Tank an seinem Gläschen Sekt. Einmal mehr hat sich sein Stammtisch an einem Samstagmittag vor Galeria-Kaufhof in Wiesdorf eingefunden. Seit zehn Jahren begleitet der harte Kern bestehend aus acht bis zehn Leuten Inhaber Heinz Kappertz und seinen samstäglichen Sektstand.
Die Gruppe also ist von Anfang an mit dabei, trifft sich jeden Samstag dort in der Fußgängerzone. So eben auch am vergangenen Wochenende. Diesmal aber nicht etwa einfach nur so. Zusammen mit Kappertz feierten sie – und im Laufe des Tages über 200 weitere Gäste – das zehnjährige Bestehen des Sektausschanks.
„Es ist schön, dass die Leute angelockt werden, eine Anlaufstelle haben“, betonte Tank. Seine Frau Elke hatte Kappertz im Laufe der Zeit immer mal wieder ein paar Tipps gegeben. Schließlich besaß sie für eine ganze Weile eine eigene Gastronomie. So wollte das Ehepaar einführen, dass es zum Sekt ein Häppchen zu Essen gibt. Das aber wurde nie umgesetzt, wegen zu hoher Auflagen.
Doch auch so ist der Stand weiterhin sehr beliebt. 150 bis 200 Menschen blieben samstags kurz dort, erzählte Kappertz. „Es ist eine traumhafte Begegnungsstätte hier“, sagte der 62-Jährige. Es ist ihm anzumerken, dass sein Herz an dem kleinen Stand hängt. Vor zehn Jahren mit drei Tischen angefangen, hat sich die Zahl im Laufe der Zeit verzehnfacht. Und das, obwohl Familie und Freunde anfänglich nicht von der Idee überzeugt waren.
Nachdem er 30 Jahren lang bei Agfa-Gavaert beschäftigt war, verlor er durch die Insolvenz des Unternehmens seinen Arbeitsplatz. Kappertz aber ist ein Mensch, „der „immer etwas tun muss“, wie er selbst sagt. Und so nahm der Ausschank Gestalt an. Daneben engagiert sich der Rentner – wenn man ihn denn überhaupt so nennen kann – im Kolpingwerk, beschäftigt sich mit Flüchtlingen und trainiert Kinder im Fußballspielen. „Ich habe eine Sieben-Tage-Woche“, sagte er fröhlich.
Nicht ganz so vergnüglich stimmt ihn die Rathaus-Galerie. Sie mache den Händlern in Richtung Kaufhof zu schaffen. „Ja, sie macht sich bemerkbar“, gibt Kappertz zu. 80 Prozent seiner Kunden seien Stammkunden. Sohn Malte, der seinem Vater auch am vergangenen Samstag wieder half, weiß aber: „Es gibt immer wieder Leute, die zum ersten Mal kommen.“Der Stand sei noch immer auch ein Geheimtipp.
Und wie lange wird es ihn noch geben? Immerhin ist sein Inhaber bereits mehr als 60 Jahre alt. „Ach, ich bin ja noch jung“, scherzt Kappertz – und macht damit seinen Kunden Hoffnung. Sein Erfolgsrezept ist all die Jahre gleich geblieben: Respekt gegenüber den Mitmenschen.