Rheinische Post Opladen

Überrascht von der Vaterschaf­t

„Nichts zu verschenke­n“bietet ein Wiedersehe­n mit Dany Boon.

- VON SABINE GLAUBITZ

(dpa) In seinem Kleidersch­rank hängt nur ein Anzug. François isst Lebensmitt­el, deren Verfallsda­tum abgelaufen ist, und er läuft zu Fuß, weil ein Auto und öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu teuer sind. Eine Ehefrau oder Freundin hat und will er nicht, denn das kostet. Kurzum: Geiziger als François kann keiner sein. Als eines Tages Laura vor der Tür steht und behauptet, sie sei seine Tochter, hält François das für einen Vorwand, ihn zu schröpfen. Doch dann erinnert er sich daran, dass er vor mehr als 16 Jahren bei seiner wohl einzigen Beziehung ein abgelaufen­es Kondom benutzt hat.

In „Nichts zu verschenke­n“erzählt der französisc­he Regisseur Fred Cavayé („Männer und die Frauen“) von dem talentiert­en und krankhaft geizigen Geiger François Gautier. Die Komödie fängt damit an, dass sich ein Paar streitet. Die hochschwan­gere Frau wirft ihrem Lebensgefä­hrten Verschwend­ungssucht vor. Ihr Sohn müsse ihr eines Tages verspreche­n, nie so zu werden wie sein Vater, wirft sie ihm wütend zu. François, den die Kamera als Embryo in der Fruchtblas­e zeigt, horcht bei diesem Satz erschrocke­n auf. Damit nimmt die Geschichte über François’ Leben als notorische­r Pfennigfuc­hser ihren Lauf.

François kommt schon bei kleinen Geldbeträg­en ins Schwitzen. Seine Nebenkoste­n bezahlt er nicht, trotz seines dicken Kontos von mehr als 200.000 Euro. Jeden Cent trägt er zu seinem Bankier. Er verdient sein Geld als Violinist, er spielt in einem Orchester und gibt zusätzlich Geigenunte­rricht. Auf seine Sparleiden­schaft ist er stolz. Dass ihm sein Ruf als Geizkragen weit vorauseilt, stört ihn nicht sonderlich.

Dann taucht Laura auf, seine 16 Jahre alte Tochter. Sie will bei ihm wohnen, bis ihre Mutter aus Indien zurückkomm­t. François bekommt Panik und denkt an seine Nebenkoste­n. Er dreht deshalb Glühbirnen aus und stellt das Warmwasser ab. Und dann verliebt er sich wider Willen auch noch in die Cellistin Valérie, die seine Sparpraxis schließlic­h völlig durcheinan­derbringt.

Für die Hauptrolle konnte Cavayé Frankreich­s Starkomike­r Dany Boon gewinnen, der in Deutschlan­d mit „Willkommen bei den Sch’tis“bekannt geworden war. Doch in „Nichts zu verschenke­n“schafft es Dany Boon dieses Mal nicht, die Lachmuskel­n zu strapazier­en. Dafür fehlt es zu vielen Szenen einfach an Witz.

Dany Boons François bleibt ein Ekel, das nur selten Sympathie erweckt – trotz seiner Metamorpho­se am Ende des Films. Nichts zu verschenke­n, Frankreich 2016 – Regie: Fred Cavayé, mit Dany Boon, Noémie Schmidt, Laurence Arné, 90 Min.

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FOTO: DPA Dany Boon mit Noémie Schmidt.

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