Kevin Volland – endlich angekommen
Vor der Partie heute in Leipzig (15.30 Uhr) geizt Bayer 04-Trainer Tayfun Korkut nicht mit Lob für den Leverkusener Rekordtransfer. Jonathan Tah und Chicharito fallen weiter verletzt aus.
LEVERKUSEN Und plötzlich geht alles blitzschnell. Erst die Ballannahme, dann eine kurze Drehung – und hinein mit links ins Netz. Kevin Volland zeigte bei seinem Treffer zum 2:0 gegen Darmstadt, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Sein starker Auftritt beim Schlusslicht war nicht der erste des 24-Jährigen in den vergangenen Wochen. „Kevin strotzt im Moment vor Selbstbewusstsein“, sagte Tayfun Korkut nach seinem ersten Sieg als Bayer-Coach am Mittwoch. Gestern legte der Interimstrainer noch einmal nach: „Spieler brauchen manchmal Zeit. Kevin ist jetzt richtig ins Rollen gekommen.“
Anfang des Jahres sah das noch ganz anders aus. Die ersten sechs Monate unterm Bayer-Kreuz waren für den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte eine Mixtur aus Pech, Übereifer und seltener Lichtblicke – zu wenig für einen 20-Millionen-Euro-Zugang. Entsprechend bescheiden fiel auch das Fazit des ehemaligen Hoffenheimers im Wintertrainingslager in Orlando aus. „Es kann fast nur besser werden“, sagte er. Und das wurde es auch.
Der emsige, körperlich robuste Stürmer ist einer der Bayer-Akteure, die besonders vom Trainertausch Anfang März profitiert haben. Seit dem Wechsel von Schmidt zu Korkut gehörte er in allen Partien – in- klusive dem Champions-LeagueRückspiel in Madrid – zur Startformation. Er zahlte nicht nur das in ihn gesteckte Vertrauen mit drei Toren sowie einer Vorlage zurück – sein Einsatz wirkt sich auch positiv auf die Mannschaft aus. Insgesamt war er an fünf der letzten acht Bayer-Tore beteiligt. Nach Anlaufschwierigkeiten scheint der zehnmalige Nationalspieler in Leverkusen angekommen.
Volland ist jedoch nicht der einzige Spieler im Kader, mit dem Coach Korkut derzeit sehr zufrieden ist. „Die Art und Weise, wie wir die Tore erzielt haben – und dass alle Offensivspieler an den Toren beteiligt wa- ren – freut mich. Das gibt Selbstvertrauen für die nächsten Spiele“, lobte Korkut gleich die komplette Sturmreihe. Allgemein sei der Sieg beim Letzten in Darmstadt für den Tabellenzehnten erlösend gewesen. „Für Erfolge gibt es keinen Ersatz. Diesen Schwung wollen wir jetzt mitnehmen.“Die wieder nach oben zeigende Formkurve von Bayer 04 scheint dringend nötig, schließlich wartet heute in Leipzig eine äußerst schwierige Aufgabe auf die Werkself. Der Aufsteiger aus Sachsen belegt derzeit den zweiten Tabellenplatz, hat zuhause erst zwei von 13 Spielen verloren. „Die Mannschaft, die fokussierter ist, wird morgen gewinnen“, erklärte Julian Brandt.
Personell hat sich im Vergleich zum Mittwoch-Spiel wenig getan. Jonathan Tah, der weiter wegen muskulärer Probleme ausfällt, hat die Reise in den Osten der Republik gestern ebenso nicht angetreten wie Chicharito. Der Mexikaner trainierte bisher nur individuell – auch ihn plagen muskuläre Beschwerden. Charles Aránguiz kehrt nach abgesessener Gelbsperre für Vladlen Yurchenko in den Kader zurück, Leon Bailey ersetzt Joel Pohjanpalo.
2700 Leverkusener werden das Team nach Leipzig begleiten. „Das ist eine stolze Zahl und wird von uns auch registriert“, sagte Korkut. Sollte Bayer 04 tatsächlich auch in Leipzig siegen, wäre es bereits der sechste Auswärtserfolg in dieser Spielzeit.