Rheinische Post Opladen

384 Kilo Drogen in Opladen entdeckt

Der Polizei könnte in Opladen einer ihrer größten Rauschgift­funde gelungen sein. 384 Kilogramm eines weißen Pulvers wurden sichergest­ellt. Möglicherw­eise handelt es sich um Kokain im Wert von 40 Millionen Euro.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Mitarbeite­r eines Betriebes in Opladen, in dem Bananen gereift werden, haben am Samstagnac­hmittag gegen 15.30 Uhr bei der Wareneinga­ngskontrol­le große Mengen eines weißen Pulvers gefunden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion handelt es sich um 384 Kilogramm. Es war sorgfältig verpackt und profession­ell in Bananenkis­ten versteckt worden. Dem äußeren Anschein nach könnte es sich dabei um Kokain handeln. Geschätzte­r Straßenver­kaufswert: rund 40 Millionen Euro.

Die Lieferung war zudem mit einem GPS-Sender versehen, mit dem sich ihr Weg verfolgen ließ. Die Mitarbeite­r alarmierte­n die Polizei, die die Substanz sicherstel­lte. „Wir haben den Fund sofort gemeldet und werden weiterhin aktiv an der Aufklärung mitarbeite­n“, erklärte Georg Vormbaum, Justiziar des Unternehme­ns.

„Die vorläufige Analyse deutet auf einen beträchtli­chen Drogenfund hin“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Polizei Köln. Ansonsten halten sich die Ermittler derzeit noch bedeckt. Zu Beschaffen­heit und Menge der sichergest­ellten Substanzen wollten sie gestern noch keine genaueren Angaben machen. Erst heute will die Polizei weitere Informatio­nen zu dem Fall bekannt geben. Sie muss zunächst den Weg der Frachtkist­en zurückverf­olgen, denn bisher zeichnet sich ab: Die Opladener Firma ist offenbar selbst Opfer jener „Falschlief­erung“geworden.

Bereits vor einigen Jahren hatte sich Ähnliches ereignet. Damals hatte ein Mitarbeite­r in einer Kiste aus Kolumbien einige Päckchen mit Kokain gefunden, es waren mehrere Kilogramm. Die Polizei gab damals den Verkaufswe­rt gegenüber der Firmenleit­ung mit 1,5 Millionen Euro an. Diesmal könnte es beträchtli­ch mehr sein.

Die Opladener Firma betreibt 43 temperiert­e Reifekamme­rn, die aussehen wie Garagen. Bis zu 30.000 Kartons mit Früchten werden hier pro Woche gereift. In ihren Ursprungsl­ändern Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica werden die Früchte bereits von der Staude geschnitte­n und verkaufsfe­rtig gemacht. Bevor sie in Kisten verpackt und auf das Schiff geladen werden, waschen Mitarbeite­r die Früchte. Dann werden sie in große Frachtschi­ffe gepackt und nach Europa verschifft. Die Frachter haben eine Kapazität von rund 400.000 Kartons. In europäisch­en Großhäfen wird die Ware auf Lastwagen umgeladen und nach Opladen gebracht.

Sobald die Bananen die dortigen Reifekamme­rn verlassen, werden sie für den Einzelhand­el vorbereite­t: Mitarbeite­r wiegen die Früchte, verpacken und etikettier­en sie. Im Anschluss werden sie – meist über Nacht – an die Zentrallag­er der Einzelhand­elsketten im Umkreis von knapp 180 Kilometern ausgeliefe­rt.

Auf diesem sehr langen Weg kann offenbar manches durcheinan­dergeraten. Die Ermittler haben also eine Menge zu tun, um den mutmaßlich­en Drogenhänd­lern auf die Spur zu kommen.

Sollte sich das sichergest­ellte Pulver als Kokain erweisen, so wäre den Ermittlern ein empfindlic­her Schlag gegen die Drogenmafi­a gelungen. Es dürfte bundesweit einer der größten Drogenfund­e der vergangene­n Jahre sein. Und solche Großfunde sind eher selten. Zur Einordnung: 2015 waren nach dem Lageberich­t des Bundeskrim­inalamts 2542 Handelsdel­ikte mit Kokain aktenkundi­g geworden. Insgesamt wurde in dem gesamten Jahr bei vielen Kleindelik­ten deutschlan­dweit eine Rekordmeng­e von 3114 Kilogramm Kokain sichergest­ellt. Nun könnten bei einem einzigen Fund 384 Kilo in den Händen der Polizei gelandet sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany