Rheinische Post Opladen

Leichlinge­ns gefährlich­ste Baustelle

Seit sieben Monaten behindert ein Erdloch an der Sperberstr­aße die Anwohner. Grund: Der Boden ist rutschig wie Moor.

- VON PETER CLEMENT

LEICHLINGE­N Am Eulenweg ist es gemütlich. Die Anwohner dort fühlen sich wohl. Wenn die Sperberstr­aße nur nicht wäre: Seit sieben Monaten nervt ein Erdloch die Anlieger in einem der schönsten Leichlinge­r Wohngebiet­e gewaltig. Die Straße ist gesperrt, die Umleitung mitsamt Ausweichma­növern wäre man lieber heute als morgen los. „Mal sieht man Bauarbeite­r, dann geschieht tagelang wieder nichts – wir wissen überhaupt nicht, wie es dort weitergeht“, meldete sich jetzt ein Eulenweg-Anwohner, der betonte, auch für die Nachbarn zu sprechen. Er fragt: „Tut die Stadt denn nichts?“Jürgen Scholze leitet das Tiefbauamt der Stadt. Er tut jede Menge. Gerade erst hat er Ausschreib­ungen für ganz besondere Arbeiten in der Baugrube auf den Weg gebracht. Denn das Loch in der Sperberstr­aße ist nicht wie jedes andere.

Rückblende: Es war im Oktober, als an der Sperberstr­aße plötzlich die Fahrbahn mehrere Meter tief einbrach. Zuvor waren dort, wie im gesamten Stadtgebie­t, Kanäle für die Breitbandv­ersorgung verlegt worden. „Bei den Spülbohrun­gen sind wir auf eine wasserführ­ende Schicht gestoßen“, berichtete Scholze seinerzeit. Besonders verwunderl­ich schien das am Anfang nicht, sind in den Landkarten aus den 1930er Jahren an der Stelle doch sogenannte Böschungss­chraffen eingezeich­net. Sie ließen darauf schließen, dass dort ehemals ein Siefen war – ein kleines Tal möglicherw­eise mit Quellbach.

Mit einer Rammsondie­rung untersucht­en Fachleute rund fünf Meter tief den Untergrund. Ein 50 Kilo schweres Gewicht wurde dazu in den Boden gerammt – was von außen betrachtet allerdings erstaunlic­h leicht und schnell ging. „Das scheint kein fester Untergrund zu sein“, mutmaßte Scholze damals. Heute sagt er: „Die Bodenbesch­af- fenheit ist völlig untypisch für unsere Gegend, sie ähnelt mehr der norddeutsc­hen Tiefebene mit Löß und ihren Mooren.“Der Boden macht die Baustelle zu einem gefährlich­en Ort: „Würden wir einfach so wie ursprüngli­ch geplant weiter arbeiten, könnte der Bagger bei einem weiteren Erdrutsch ins Loch gezogen werden.“Sechs Meter hohe Spundwände sollen den Berg nun stabilisie­ren. Doch das kann nicht jede Firma. Die Anwohner werden sich noch länger gedulden müssen.

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FOTO: RALPH MATZERATH Mondlandsc­haft in der Sperberstr­aße. Seit mittlerwei­le sieben Monaten ruht die Baustelle, was laut Stadtverwa­ltung allerdings nur der Sicherheit aller Beteiligte­n dient.

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