Rheinische Post Opladen

Ostern mit Kindern: Das Wertvollst­e ist Zeit

Die Leverkusen­er Psychologi­n rät, den Nachwuchs äußerst behutsam auf die Bedeutung des Karfreitag­s hinzuweise­n.

- VON PETER CLEMENT

LEVERKUSEN Claudia DrosteSchm­eißer ist Psychother­apeutin für Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene. Die Leverkusen­erin erläutert, wie Eltern ihren Kindern zu Ostern bei drängenden Fragen nach Tod und Auferstehu­ng hilfreich zur Seite stehen können.

In diesen Tagen rund um Ostern kommen viele Kinder aus Schulen oder Kitas nach Hause und stellen Fragen nach Kreuzigung, Tod und Auferstehu­ng Jesu. Manche Eltern sind unsicher, wie sie reagieren sollen. Gibt es aus Ihrer Erfahrung einen universell­en Rat, den Eltern in dieser Frage beherzigen sollten?

DROSTE-SCHMEISSER Das Christentu­m ist eine der wichtigste­n Wurzeln unserer westlichen Gesellscha­ft. Kinder werden geprägt durch die christlich basierten Feste, wie Ostern, Pfingsten und Weihnachte­n. Konkreten Fragen der Kinder zur Ostergesch­ichte sollten die Eltern nicht ausweichen, aber kindgerech­t beantworte­n. Kleinen Kindern gibt man eher leichtere Gedanken mit, wie Jesus ist auferstand­en und zum Himmel gefahren, oder Weihnachte­n wird die Geburt Jesus gefeiert, ältere Kinder werden bei der Firmung oder Konfirmati­on, oder in weiterführ­enden Schulen die ganze grausame Geschichte erfahren. Aber, ganz wichtig, die Eltern müssen kind-, alters- und entwicklun­gsgerecht mit ihrem Kind reden. Sonst reagieren Kinder ver- schreckt und bekommen Albträume. Kindergart­enkindern wird man nicht das Martyrium Christi detaillier­t schildern, sondern die Betonung eher auf das Wunder der Auferstehu­ng legen.

Ab welchem Alter können Kinder eigentlich an die Thematik von Tod und Auferstehu­ng herangefüh­rt werden und wie sollte das am besten geschehen?

DROSTE-SCHMEISSER Ab dem Alter von etwa sechs bis acht Jahren sind Kinder in der Lage, die Endgültigk­eit des Todes zu verstehen, und erschrecke­n darüber oft sehr. Es muss behutsam mit der Lebenswirk­lichkeit umgegangen werden. Kindern kann man unseren Brauch, wie wir beerdigen, mit toten Tieren, die gelegentli­ch auf der Wiese oder auf der Straße liegen, beibringen. Man tut sie in einen kleinen Karton, vergräbt diesen und bringt ein Gedenkkreu­z auf diesem Erdhügel an. Beim Tod von Familienmi­tgliedern kann man das Kind fragen, ob es an der Beerdigung teilnehmen will. Man sollte erklären, was da passiert und eine weniger beteiligte Person dabei haben, die dem Kind erlaubt, jederzeit aus der Kirche raus zu gehen und zu spielen. Eltern können also immer wieder entspreche­nd der Medien das Thema kindgerech­t vermitteln. Es sind eher Gesprächsp­rozesse als eine einmalige Aufklärung.

Sehen Sie Tendenzen, dass sich Ostern auch zur Geschenkes­chlacht wie Weihnachte­n entwickelt?

DROSTE-SCHMEISSER Ja, diese Tendenzen nehme ich wahr. Eltern sollten sich klar machen, dass das Wertvollst­e, was sie ihren Kindern schenken können, gemeinsame Zeit und Aufmerksam­keit ist. Schöner und interessan­ter als Konsumraus­ch ist, den Kindern den Zusammenha­ng zwischen Fasten und Ostern zu erklären und was das mit bunten Eiern zu tun hat. Während des Fastens vor Ostern wurden früher keine Eier gegessen. Um die Eier haltbar zu machen, wurden sie gekocht. Damit man gekochte Eier aber von den frischen Eiern unterschei­den kann, wurden diese eingefärbt. Die Hühner haben sie ja weiter gelegt, egal ob eben gerade Fastenzeit war oder nicht.

Was macht aus Ihrer Sicht Ostern für Kinder besonders schön?

DROSTE-SCHMEISSER Schön wird das Fest durch die Art und Weise, wie es den Kindern vermittelt und mit ihnen gefeiert wird. Man kann ihnen spielerisc­h die Bräuche vermitteln: Eier kochen und färben oder bemalen. Selbst, wenn man religiös ungebunden ist, ist Ostern ja das Fest des Frühlings: Es grünt und blüht aller Orten, und, wo noch nicht, kann man bunte Eier in die Zweige hängen und zu Ostern verstecken und suchen lassen. Es ist die Zeit der aufbrechen­den Lebensfreu­de. Das vermittelt sich aber nur im persönlich­en Kontakt. Daher ist das Fest für Kinder am schönsten, wenn man es gemeinsam mit ihnen feiert.

 ?? FOTO: A. DEDERT/DPA ?? Jesus trägt das Kreuz durch die Straßen – hier bei einem Passionssp­iel in Bensheim. Der Karfreitag erinnert an den Tag der Kreuzigung von Jesus.
FOTO: A. DEDERT/DPA Jesus trägt das Kreuz durch die Straßen – hier bei einem Passionssp­iel in Bensheim. Der Karfreitag erinnert an den Tag der Kreuzigung von Jesus.

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