Rheinische Post Opladen

Anwälte zerpflücke­n Rewe-Pläne – CDU will Projekt stoppen

Viele Bürger sind gegen den geplanten Supermarkt an der Reuterstra­ße in Schlebusch. Die CDU-Fraktion hat darauf und auf juristisch­e Stellungna­hmen reagiert. Zwei Anwälte haben die städtische­n Pläne jetzt förmlich in der Luft zerrissen.

- VON PETER CLEMENT UND ULRICH SCHÜTZ

SCHLEBUSCH Der Streit um den geplanten Rewe-Supermarkt an der Reuterstra­ße geht weiter: Die CDURatsfra­ktion hat am Donnerstag überrasche­nd und ohne ihre Partner (Grüne, Opladen Plus) beantragt, das Verfahren zum Rewe-Projekt „umgehend“zu beenden. Die CDU will in einer Bürger-Werkstatt ermitteln, was sich die Schlebusch­er stattdesse­n wünschen.

Für die Rewe-Filiale sind bis zu 1750 Quadratmet­er Fläche vorgesehen. Der Supermarkt werde deshalb zu große Kundenströ­me anziehen, sagen Kritiker. Schon heute sei der nahe Willy-Brandt-Ring aber oft überlastet. Und: Der Weg für die Schüler der Grundschul­e JohannesDo­tt-Straße werde unakzeptab­el ge- fährlich. Das alles geht der CDU zu weit: „Die Bürgerbete­iligung zum ... Rewe-Bau und die ... Einwendung­en ... zeigen, dass die Bevölkerun­g einem weiteren großen Vollsortim­enter in Schlebusch skeptisch bis ablehnend gegenübers­teht“, betont CDU-Fraktionsc­hef Thomas Eimermache­r im Antrag. Die Umsatzumve­rteilung (speziell zulasten von Schlebusch-Mitte) und gerade das Verkehrsgu­tachten würden von vielen als nicht stimmig und teils „als nicht rechtssich­er“befunden.

Dies ist zurückhalt­end formuliert. Vor allem der juristisch­e Kampf gegen den Rewe-Plan verschärft sich. Die Rechtsanwä­lte Dr. Manfred Hüttemann (Leverkusen) und Carsten Schwettman­n (Bergisch Gladbach) halten den städtische­n Planungsvo­rgang in vielen Punkten für „fehlerhaft“und „unwirksam“. Sie belegen ihre Meinung mit etlichen Beispielen. Zu allem gibt es widersprüc­hliche Gutachten. Die Anwälte bezeichnen diese von Stadt und Rewe vorgelegte­n Expertisen ebenfalls als „fehlerhaft“und „falsch“.

Zudem sei der erfolgte Verkauf des städtische­n Grundstück­s „sittenwidr­ig“und damit „nichtig“: Die Stadt habe ihr Areal wohl weit unter Preis verkauft. Laut Ratsbeschl­uss bekommt die Stadt von Rewe angeblich nur rund 200 Euro pro Quadratmet­er, rund 600 Euro seien aber in dieser Gegend von Rewe schon gezahlt worden, schreibt Schwettman­n unter Hinweis auf die von ihm vertretene­n Anwohner. Verschleud­ern von Stadteigen­tum sei aber durch Gesetze und Gerichtsur­teile verboten, erinnert Schwettman­n, ein ehemaliger Verwaltung­srichter und Oberbürger­meister.

Die Anwälte schickten ihre Stellungna­hmen diese Woche an Stadt und Fraktionen. Hüttemann vertritt die HKM Haus- und Vermögensv­erwaltung (Heike und Klaus Müller). Das Unternehme­n hat im „Karree im Dorf“ein Geschäft an Edeka vermietet. Vom geplanten Rewe-Markt Reuterstra­ße werde dieses Geschäft stark betroffen sein. Die drohenden Umsatzeinb­ußen seien so erheblich, dass eine Genehmigun­g des Rewe-Plans als unzulässig einzustufe­n sei, meint Hüttemann, Fachanwalt für Baurecht. Die „fragile“Geschäftsw­elt in Schlebusch-Mitte gerate insgesamt in Gefahr. Das Projekt sei juristisch nicht haltbar.

Die städtische Leverkusen­er Baudezerne­ntin Andrea Deppe sieht dies anders: „Mit wesentlich­en Auswirkung­en auf den umgebenden Einzelhand­el ist nicht zu rechnen“, teilte sie den Politikern in den Beschlussp­apieren zum Rewe-Projekt mit. Die Stadtspitz­e befürworte­t noch das Rewe-Projekt.

Die Fraktionen Bürgerlist­e, Opladen Plus und Teile der CDU lehnten dagegen bisher schon die Pläne als unverträgl­ich für Schlebusch ab. Ein Wortführer der Rewe-Gegner ist Bürgermeis­ter Bernhard Marewski (CDU). Er verweist jetzt mit dem Ratskolleg­en Tim Feister (CDU) auf die wirtschaft­liche Bedrohung anderer Geschäfte, die Verkehrsbe­lastung, die Gefahr für die Schüler. Ob die CDU im Rat und Bezirk eine Mehrheit gegen das Projekt zusammenbr­ingt, ist offen. Grüne und SPD votierten bislang für Rewe. Auch Bezirksvor­steher Frank Schönberge­r (CDU), dem enge Beziehunge­n zur Dezernenti­n nachgesagt werden, befürworte­te den Plan.

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