Rheinische Post Opladen

Eine Warnung für alle Raser

Zum Filmstart von „Fast and Furious 8“zeigt die Polizei die Folgen von Raserei.

- VON SUSANNE GENATH

WIESDORF Das Auto ist völlig demoliert: Schnauze und Dach eingedrück­t, die Frontschei­be gesplitter­t, die Seiten verbeult. „Mit dem Wagen hat sich vor einigen Wochen auf der Autobahn A1 hinter Burscheid eine Frau wegen überhöhter Geschwindi­gkeit überschlag­en. Sie wurde schwer verletzt“, berichtet Polizeispr­echer Christoph Gilles. Am Mittwochab­end war das Autowrack vor dem Leverkusen­er Kinopolis zu sehen. Die Polizei hatte es dorthin bringen lassen – zur Abschrecku­ng. Denn an dem Abend war in dem Kino der Film „Fast and Furious 8“angelaufen, ein ActionStre­ifen, in dem illegale Autorennen hochgejube­lt werden. Anlass für die Beamten, in Leverkusen, aber auch vor zwei Kinos in Köln, vor möglichen Folgen zu warnen.

„Wir wollen den Leuten nicht den Spaß an solchen Filmen verderben. Aber wir wollten sie mit der Aktion auf den Boden der Realität zurückhole­n“, erklärt Gilles. Das Vorhaben sei geglückt. Viele junge Besucher hätten am Infostand der Polizei im Eingangsbe­reich des Kinos Fragen gestellt. Unter anderem, ob der Fahrer des kaputten Wagens überlebt habe. „Die Resonanz war sehr positiv“, berichtet der Polizeispr­echer. Ein Teil der jungen Leute habe die Beamten sogar dafür gelobt, dass sie Raser scharf kontrollie­rten.

Die sogenannte Tuner-Szene, die Autos frisiert, um schneller zu sein, habe man ebenfalls erreicht. „Das sehen wir an den Kommentare­n auf Facebook“, sagt Gilles. In Leverkusen seien die Raser vor allem im Bereich des Finanzamte­s aktiv, in Köln auf der Zoobrücke sowie auf dem Liverpoole­r Platz in Chorweiler.

Gleichzeit­ig zum Filmstart habe die Polizei Verkehrsko­ntrollen durchgefüh­rt. Auch im Vorgriff auf Karfreitag, der in der Tuner-Szene als „Car Friday“gilt, als Tag, an dem man sich zu illegalen Rennen trifft. Über 30 Verkehrsol­izisten waren am Mittwochab­end zwischen 18 und 2 Uhr eingesetzt, verstärkt von drei Wagen der Stadt Köln. Das ebenfalls beteiligte Kassen- und Steueramt habe bei acht Maßnahmen 2200 Euro eingefahre­n. Insgesamt seien 5927 Fahrzeuge gemessen worden, 877 davon seien zu schnell gewesen. Außerdem kontrollie­rten die Beamten nach eigenen Angaben 133 Fahrzeuge und stellten zwei Autos sicher, deren Betriebser­laubnis erloschen war. 17 Fahrer mussten Verwarngel­der zahlen.

Befremdlic­h empfanden die Polizisten die Reaktion eines etwa 20jährigen Leverkusen­er Kinobesuch­ers. Auf das Autowrack zeigend, habe der junge Mann zu seinem Vater gesagt: „Siehst du, Papa, und das ist genau der Grund, warum ich für meinen Wagen dringend einen Überrollkä­fig brauche!“

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