Rheinische Post Opladen

15-Jähriger mit Axt und Messer getötet

Am späten Sonntagabe­nd ist ein Streit unter Jugendlich­en im Duisburger Stadtteil Marxloh eskaliert. Schnell kamen Hunderte Schaulusti­ge zusammen. Die Hintergrün­de der Tat sind rätselhaft. Polizei und Staatsanwa­ltschaft schweigen.

- VON KATHARINA MEHLES UND CHRISTOPH REICHWEIN

DUISBURG Das Drama beginnt wohl mit einem vermeintli­ch harmlosen Streit. Als am Ostersonnt­ag gegen 23.15 Uhr die Polizei im Duisburger Problem-Stadtteil Marxloh anrückt, ist daraus blutiger Ernst geworden: Ein 15-Jähriger ist durch Messerstic­he in den Rücken und Axtschläge ins Gesicht schwer verletzt worden, so berichten es zumindest Augenzeuge­n. Wenig später stirbt der attackiert­e Jugendlich­e im Krankenhau­s. Verwandte wollten ihm noch zu Hilfe kommen, wurden aber ebenfalls angegriffe­n und verletzt. Der oder die Täter konnten unerkannt entkommen.

Während Rettungskr­äfte noch am Tatort um das Leben des Jungen kämpfen, haben sich Hunderte Schaulusti­ge eingefunde­n. Die Stimmung ist aufgeladen, viele von ihnen schreien sich an und versuchen, aufeinande­r loszugehen. Die Polizei ist mit einer Einsatzhun­dertschaft und einer Hundestaff­el vor Ort. Sie muss auch Rettungswa­gen und Helfer vor den aggressive­n Schaulusti­gen beschützen.

Was genau passiert ist, was der Auslöser für den Streit ist und warum er so dramatisch eskaliert ist, war auch gestern rätselhaft. Eine Mordkommis­sion hat die Ermittlung­en aufgenomme­n. Die Polizei will zu dem Fall nichts weiter sagen, verweist auf die Staatsanwa­ltschaft. Auch die gibt keine Auskünfte, begründet das mit „laufenden Ermittlung­en“. Frühestens heute soll es im Laufe des Tages eine Stellungna­hme von offizielle­r Seite geben.

Auch gestern ist am Tatort in Marxloh noch keine Ruhe eingekehrt – noch immer stehen viele Schaulusti­ge herum, die Polizei ist vor Ort. Die Stimmung wirkt bedrohlich. Nachbarn erzählen, wie sie den Osterabend erlebt haben. Zwei Jugendlich­e hätten gestritten, erzählen mehrere Zeugen. Einer der Jugendlich­en habe dann Unterstütz­ung angeforder­t. Daraufhin seien fünf Männer angefahren gekommen und hätten in den Streit eingegriff­en. Diese seien zu diesem Zweck extra mit dem Auto aus Dortmund gekommen, ist gerüchtewe­ise zu hören.

Bei dem Opfer soll es sich um einen 15-jährigen Bulgaren handeln, erzählt Ramadan, einer der Nachbarn in der Straße, die auch das Zuhause vieler Roma-Familien ist. Der 37-Jährige versichert, die Familie des Opfers gut zu kennen. Ramadan ist einer der wenigen, die sich trauen, über die Nacht von Sonntag auf Montag zu sprechen. Die meisten anderen sprechen kein Deutsch und sind verängstig­t. Den Auslöser des Streits hat aber auch Ramadan nicht mitbekomme­n, sagt er. Dass es sich um einen Streit unter verfeindet­en Roma-Familien handeln könnte, wird gemunkelt.

Der Bürgermeis­ter des Bezirks Hamborn, zu dem auch Marxloh gehört, zeigte sich gestern „erschrocke­n“von der außergewöh­nlichen Brutalität des Falls. „Ich habe immer mal wieder von Müll in der Straße gehört, aber nicht von einer solchen Brutalität“, sagt Uwe Heider (SPD). Er spricht von einem Stigma für Marxloh. Der Stadtteil ist auch über Duisburg und sogar NRW hinaus als Problem-Stadtteil bekannt und macht Schlagzeil­en mit sogenannte­n Schrottimm­obilien, in denen Zuwanderer aus Südosteuro­pa leben. Der tödliche Angriff untermauer­e das Negativbil­d, das viele hätten, dabei kennt er auch die guten Seiten des Viertels.

Um das Sicherheit­sgefühl der Bürger zu verstärken, überwacht die Polizei das „Pollmannec­k“in Marxloh, einen besonderen Kriminalit­ätsschwerp­unkt, seit Ende 2016 per Video. Der Tatort liegt nur wenige Straßen davon entfernt.

Bei dem Opfer soll es sich um einen Bulgaren handeln, erzählen Nachbarn

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Der Jugendlich­e war am späten Sonntagabe­nd mit lebensgefä­hrlichen Verletzung­en in eine Klinik gebracht worden und ist dort gestorben. Der Tatort wurde abgesperrt, die Spuren wurden gesichert.
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Gestern, einen Tag nach der tödlichen Attacke, kamen am Tatort in Marxloh wieder Schaulusti­ge zusammen.
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FOTOS: CHRISTOPH REICHWEIN Auf dem Bürgerstei­g wurde auch ein Beil gefunden.

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