Rheinische Post Opladen

„Ich stand mit 50 auf der Straße“

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Herr Hirsch, Sie waren von 1975 bis 1980 Innenminis­ter in NRW. Wie kamen Sie als FDP-Politiker mit Heinz Kühn und Johannes Rau klar?

HIRSCH Es hat sich zwischen Herrn Kühn und mir ein Vertrauens­verhältnis entwickelt. Mit ihm habe ich mich ebenso geduzt wie mit Johannes Rau. Wir haben offen miteinande­r geredet. Ich muss sagen, dass sich die Sozialdemo­kraten an die Verabredun­gen gehalten haben.

Verlief die Zusammenar­beit mit der SPD denn reibungslo­s?

HIRSCH Natürlich nicht. Es gab zum Beispiel Meinungsve­rschiedenh­eiten in der Energiever­sorgung.

Was war Ihre größte Herausford­erung als NRW-Innenminis­ter?

HIRSCH Das war die Gebietsref­orm. Sie war unpopulär und wurde vielleicht schlecht kommunizie­rt, aber sie war notwendig. Wichtig war auch die Integratio­n der, wie wir damals sagten, Gastarbeit­er. Integratio­n war und ist zwingend nötig.

Das war damals schon ein Thema?

HIRSCH Schon damals war absehbar, dass wir Ausländer brauchen, wenn unsere Einrichtun­gen und Sozialsyst­eme funktionie­ren sollen. Integratio­n ist eine bleibende Aufgabe.

1980 flog die FDP aus dem Landtag. Wie haben Sie das empfunden?

HIRSCH Das war sehr unangenehm; ein richtiger Schock. Ich war gerade 50 Jahre alt geworden und stand auf der Straße.

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