Rheinische Post Opladen

Leverkusen übt positives Denken

Die Werkself macht sich Mut nach dem torlosen Unentschie­den gegen Rekordmeis­ter Bayern München.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Manchmal fühlt sich auch ein 0:0 wie ein Sieg an. Vor allem, wenn so ein Remis gegen den FC Bayern München geschafft wird. In Unterzahl. Als Tabellenzw­ölfter. Das sahen auch die Verantwort­lichen von Bayer 04 am Samstagabe­nd so. „Wir sind absolut zufrieden“, sagte Leverkusen­s Sportdirek­tor Rudi Völler. Gemeckert werden dürfe nach so einer Partie nicht, erklärte der 57-Jährige. „Mit einem Mann weniger geht es nur mit Kampf gegen die Bayern, und das haben wir gut gemacht – es war ein hart erkämpftes Unentschie­den.“Trotz des überrasche­nden Punktgewin­ns gegen die heute in der Champions League bei Real Madrid gefragten Münchner ist die Welt der Werkself noch längst nicht wieder rosarot. Wohin die Reise für das Team von Trainer Tayfun Korkut in dieser Saison noch geht, mag niemand so recht einzuschät­zen. Auch wenige Spieltage vor Schluss ist noch immer sowohl die Europa League als auch die Abstiegsre­legation denkbar.

Leverkusen­s Schlussman­n Bernd Leno ist sich der ungewöhnli­chen Lage, in der sich Bayer 04 derzeit befindet, bewusst. Er sagte: „Man darf die Situation auf keinen Fall unterschät­zen. Wir haben noch fünf Spiele, um die maximale Punkteausb­eute zu holen. Und in Freiburg müssen wir anfangen.“Der in dieser Saison einzig konstante Werkself-Spieler wollte sich gar nicht ausmalen, was ein erneutes spätes Gegentor für die Mannschaft bedeutet hätte – in der Vorwoche hatte RB Leipzig die Werkself in der Nachspielz­eit besiegt. „Wenn wir zwei Mal in Serie spät Punkte gelassen hätten, hätte das Folgen gehabt.“

Wie zufrieden Bayer-Trainer Korkut mit dem insgesamt zwar etwas glückliche­n, aber dank einer bemerkensw­erten kämpferisc­hen Leistung nach der Gelb-Roten Karte für Tin Jedvaj (59.) durchaus verdienten Punkt war, zeigte der Fakt, dass der 43-Jährige im Anschluss an das Remis gegen den Rekordmeis­ter seinen Profis erst einmal zwei freie Tage über Ostern verordnete. „Wir haben auch in Unterzahl wenig zugelassen. Das war für den Kopf sehr wichtig“, erklärte Korkut. Was der Punkt letztlich wert sein könnte, vermochte der Bayer-Coach nicht zu beurteilen. „Es ist sehr eng in der Liga – die nächsten Wochen werden es zeigen.“

Völler freute sich indes darüber, dass es das Schicksal – gegen die Bayern klärte die Werkself gleich mehrmals erst kurz vor der Torlinie – offenbar wieder gut mit Leverkusen meint: „Wir hatten das Quäntchen Glück, das uns in den letzten Wochen gefehlt hat. Der Punkt tut uns richtig gut.“Wer eine halbe Stunde in Unterzahl gegen die Bayern spielen müsse, kassiere in der Regel eine Niederlage, sagte Völler, dessen Blick inzwischen eher in Richtung Tabellenke­ller wandert. „Es ist wichtig, dass wir uns von unten absetzen, um ein wenig Ruhe zu bekommen.“

Doch viele Möglichkei­ten, diese Ruhe zu schaffen, bekommt die Werkself in den kommenden Wochen nicht mehr. Das Restprogra­mm hat es durchaus in sich. Sonntag geht es für die Korkut-Elf nach Freiburg, anschließe­nd gastiert der FC Schalke in der BayArena. Es folgen Partien in Ingolstadt, gegen Köln und in Berlin. „In der Bundesliga wird’s nicht einfacher. Es ist ein schwierige­s Jahr, und wir müssen uns weiter Woche für Woche jeden Punkt erarbeiten“, sagte Völler. Bayerns Trainer Carlo Ancelotti probierte sich indes als Mutmacher und lobte: „Bayer 04 hat toll gekämpft.“

Das Remis gegen München könnte tatsächlic­h ein Indiz dafür sein, dass die Werkself die Saison doch noch zu einem versöhnlic­hen Abschluss zu bringen vermag. Bis dahin heißt es in Leverkusen weiter: immer positiv denken.

 ?? FOTO: DPA ?? Vierkampf: die Leverkusen­er Tin Jedvaj, Charles Aranguiz und Ömer Toprak (v.l.) gegen den Münchner Arturo Vidal.
FOTO: DPA Vierkampf: die Leverkusen­er Tin Jedvaj, Charles Aranguiz und Ömer Toprak (v.l.) gegen den Münchner Arturo Vidal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany