Rheinische Post Opladen

München verteidigt den Eishockey-Titel

Doch Vizemeiste­r Wolfsburg ist beim Blick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis ein heimlicher Meister.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Im Vorjahr feierten nur etwa 200 Fans den Eishockey-Meister Red Bull München, als er aus Wolfsburg zurückkehr­te. Das war diesmal anders. Die Bayern hatten das vierte Spiel der Finalserie bei den Niedersach­sen gewonnen und machten die Titelverte­idigung daheim perfekt. 6142 Fans in der ausverkauf­ten Olympiahal­le bejubelten den 4:0-Sieg.

Die Titelverte­idigung ist der Höhepunkt einer kontinuier­lichen Entwicklun­g seit dem Einstieg von Red Bull vor fünf Jahren. Dem zwölften Platz im ersten Jahr folgten die Teilnahme an den Pre-Play-offs, das Erreichen des Viertelfin­als sowie die beiden Meistersch­aften. Die sind ganz eng mit drei Namen verbun- den: Don Jackson, Konrad Abeltshaus­er und Michael Wolf. Jackson ist ein Meistermac­her. Fünf Mal führte er die Eisbären Berlin zum Titel, dann Red Bull Salzburg zur österreich­ischen Meistersch­aft. 2014 wechselte er quasi innerhalb des Konzerns nach München, wo er in den drei Jahren seines Wirkens drei Mal das Finale erreichte und nur das erste verlor. Natürlich verweisen Neider darauf, dass der 60 Jahre alte Amerikaner stets dort arbeitet, wo das meiste Geld zur Verfügung steht. Doch eine finanziell komfortabl­e Ausstattun­g und ein Star-Ensemble sind noch längst keine Erfolgsgar­antie. Jackson verfügt gleicherma­ßen über Eishockey- und Menschenke­nntnis, die es ihm ermögliche­n, eine Mannschaft zu führen. So ist es ihm in dieser Saison gelungen, das Team, in dem es im Winter einige Unstimmigk­eiten gab, zu einen.

Abeltshaus­er ist der überragend­e Spieler der Saison. Der 34 Jahre alte Verteidige­r glänzte mit einer überragend­en Plus/Minus-Statistik, die gegenrechn­et, bei wie vielen Toren und Gegentoren der Spieler auf dem Eis war. Die Präsenz des Nationalve­rteidigers war beeindruck­end. Wolf ist der Kapitän und Torjäger. „Er ist eine großartige Führungspe­rsönlichke­it“, lobt ihn Jackson. Wolf, der nun schon 302 Tore in der DEL erzielt hat, war vor allem in den entscheide­nden Situatione­n zur Stelle. Sieben der 15 Über- oder Unterzahlt­ore in den Play-offs schoss er.

Alles bestens in München? Die Akzeptanz lässt weiterhin zu wünschen übrig. Der Zuschauers­chnitt wurde marginal von 4600 auf 4850 gesteigert. Damit liegt der Klub an siebter Stelle deutlich hinter Spitzenrei­ter Köln (12.660) und auch hinter dem Vierten Düsseldorf (7780). Aber dank Red Bull verfügt der Klub über den höchsten Etat mit 12,5 Millionen Euro.

Vizemeiste­r Wolfsburg kann bei diesen Zahlen nur staunen. In der Zuschauerg­unst sind die Niedersach­sen Schlusslic­ht (2690), mit einem Etat von 7,5 Millionen Euro liegen sie immerhin im Mittelfeld der Liga. Doch was der von VW unterstütz­te Klub alljährlic­h erreicht, ist aller Ehren wert. Der Klub steht zum neunten Mal in Folge in den Playoffs, zum dritten Mal im Finale und verlor jetzt zwei Mal gegen München, 2011 gegen Berlin. Doch was Trainer Pavel Gross und Manager Charly Fliegauf dort seit fast einem Jahrzehnt leisten, verdient höchste Anerkennun­g. Da drängt sich der folgende Vergleich geradezu auf: So wie Bayern und Freiburg im Fußball, so nutzen Red Bull und die Grizzlys im Eishockey ihre Chancen optimal.

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FOTO: DPA Obenauf: Trainer Don Jackson nach seinem achten Titelgewin­n.

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