Rheinische Post Opladen

Rauchen in Kneipen bald wieder erlaubt?

Wirte zum Vorstoß zur Lockerung des Rauchverbo­ts – längst nicht alle sind dafür.

- VON PETER CLEMENT UND SEBASTIAN FUHRMANN

LEVERKUSEN Britta Göbel ist Gastwirtin der Kneipe „Eagle“in der Neustadt in Leverkusen-Opladen. Sie ist zwar selbst Raucherin, beim Thema Rauchverbo­t aber zwiegespal­ten, wie sie betont: „Wenn ich spätabends unter der Woche hier noch acht Leute an der Theke sitzen habe, und alle sind Raucher, wäre eine Lockerung des Rauchverbo­ts sicher begrüßensw­ert“, sagt sie. Anderersei­ts: „Sobald dann ein Nichtrauch­er hereinkomm­t, wird der gleich wieder belästigt.“Und am Wochenende, wenn die Gaststätte voll besetzt sei, könne selbst sie als Raucherin sich nicht mehr vorstellen, „dass alle drinnen qualmen. Da können Sie doch die Luft schneiden, ich glaube, dass heute keiner mehr so etwas will.“

Vielleicht doch? Die rot-grüne Landesregi­erung hatte 2013 strenge Nichtrauch­er-Regeln in NordrheinW­estfalen verhängt. Doch CDU und FDP haben mit Blick auf die Landtagswa­hl angekündig­t, das Verbot zu entschärfe­n. Eine entspreche­nde Absichtser­klärung steht in den Wahlprogra­mmen beider Parteien. Als Grund nennen die Politiker, dass die Gastronomi­e unter der derzeitige­n Situation leide.

Das war ursprüngli­ch auch bei Britta Göbel mal so. Sie führt seit 2010 das „Eagle“an der Wilhelmstr­aße. Bis zur Verschärfu­ng des Nichtrauch­erschutzge­setzes seien die Geschäfte gut gelaufen, sagte sie noch 2013 – bis dahin war das Lokal ein Raucherclu­b. Ein halbes Jahr nach der Verschärfu­ng zog die Gast- wirtin Bilanz: „Das neue Gesetz ist ganz fürchterli­ch. Das Hauptprobl­em sind die Beschwerde­n der Anwohner wegen Lärm“, berichtete Göbel. Ihre Gäste – 90 Prozent davon sind Raucher – würden durch das neue Gesetz vor die Tür getrieben, was wiederum zu neuem Ärger führe: Nachbarn beschwerte­n sich über die lauten Gespräche vor dem Haus.

Jetzt, wiederum vier Jahre später, hat sich der Gastronomi­n zufolge alles eingespiel­t, da kommen die Landespoli­tiker von CDU und FDP wieder mit neuen Raucher-Ideen daher: „Ich finde diese Überlegung­en überflüssi­g“, merkt Britta Göbel an.

Auch Volker Brandt, Inhaber der Solinger Gaststätte Brandy’s ist gegen eine Lockerung des Rauchverbo­ts. „Bei uns wird nicht mehr geraucht“, sagt er. Erst vor Kurzem habe er die Räume der Gaststätte renoviert. Natürlich sei es zu Beginn eine Umstellung für alle gewesen, dass die Leute zum Rauchen vor die Tür mussten. Aber das hat sich jetzt alles eingespiel­t“, berichtet Brandt. „Für die Gäste, die durch das Rauchverbo­t weggeblieb­en sind, sind neue gekommen. Vermehrt auch Familien, die ihre Kinder früher nicht dem Rauch aussetzen wollten.“

„Die Entscheidu­ng muss beim Gastwirt selbst liegen“, fordert der Dachverban­d der Gastronomi­e und Hotellerie im Land. Eine Position für oder gegen das Rauchen beziehe der Dehoga damit aber nicht, betont Sprecher Thorsten Hellwig. „Das ist eine unternehme­rische Entscheidu­ng, die der Gastronom mit seinen Gästen treffen soll.“

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FOTO: WEIGEL/DPA

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