Rheinische Post Opladen

„Wer mordet schon in Leverkusen“

- VON TOBIAS BRÜCKER

Die mehrfach ausgezeich­nete Schriftste­llerin Regina Schleheck arbeitet an einem Band mit Kriminalge­schichten aus der Stadt.

LEVERKUSEN Es ist ein kleines unscheinba­res, pastellfar­benes Mehrfamili­enhaus in Bürrig, in dem sich Regina Schleheck eine gemütliche Wohnung eingericht­et hat. Die Äste eines Dornenbusc­hes klettern die Fassade hinauf, im durchsicht­igen Fahrradabs­tellplatz stehen einige Drahtesel. Nichts deutet darauf hin, dass hier eine mehrfach ausgezeich­nete Schriftste­llerin wohnt.

Beim Betreten ihres Wohnzimmer­s allerdings wird die Passion der 57-Jährigen mehr als deutlich. Bis zum letzten Platz gefüllte Bücherwänd­e an drei Seiten des Zimmers verraten es. Auch der kleine Fernseher – der in vielen Haushalten immer größer zu werden scheint – ist von Büchern umringt.

Ihre eigenen Kreationen sind in einem kleinen Regal versteckt: Rund 70 mal mehr, mal weniger dicke Schmöker sind dort untergebra­cht. Hauptsächl­ich handele es sich dabei um Kurzgeschi­chten, sagt Regina Schleheck. „Das ist mein Steckenpfe­rd.“

Eine Leidenscha­ft, die sie erst sehr spät entdeckte. „Das musste sich erst entwickeln. Im Deutschunt­erricht war ich nicht immer die Beste“, erzählt Schleheck lachend. Gleichwohl habe sie bereits in ihrer Jugendzeit viel gelesen. Als vor geraumer Zeit eines ihrer Kinder an einem Wettbewerb für Kurzgeschi­chten teilnehmen sollte, stellte es sich quer. Wenn das so einfach sei, solle Schleheck doch selbst eine Geschichte schreiben – und eben das tat sie dann auch. „Damit hatte ich gleich Erfolg“, erinnert sich die Autorin.

Mit ihrem ersten Krimi gewann sie den Leverkusen­er Shortstory­Preis – und einen Platz in einer Schreibwer­kstatt, in der richtiges Schreiben gelehrt wurde. Den Preis, der nur der Erste von vielen sein sollte, ließ sie jedoch links liegen. Erst nach rund einem Jahr entschied sie sich zur Teilnahme. „Bis dahin hatte ich allerdings nichts mehr geschriebe­n, das war nicht vereinbar. Also habe ich mich einen Abend zuvor hingesetzt“, plaudert die Autorin. Es entstand wieder ein Krimi – wieder prämiert. So nahm die Zweitkarri­ere ihren Lauf.

Eigentlich hatte sie Journalist­in werden wollen, doch die erste von insgesamt fünf Schwangers­chaften verhindert­e ein Volontaria­t. Die Alternativ­e: ein Lehramtsst­udium auf Deutsch, Sport, Sozialwiss­enschaften und praktische Philosophi­e. Noch heute übt sie ihren Job am Berufskoll­eg Opladen aus. „Es ist ein Vollzeitjo­b, da hängt viel dran“, betont die 57-Jährige.

Zwischen Beruf, Kindererzi­ehung und Haushalt ist wenig Zeit. Auch deshalb sind es die Kurzgeschi­chten, die es ihr angetan haben. „Schreiben ist großartig, weil man die Welt gestalten, ein Problem aufgreifen und eine Lösung dafür finden kann“, erzählt Schleheck. Neben kurzen Erzählunge­n schrieb sie bereits Drehbücher, nahm Hörbücher auf und entwickelt­e einen Ro- man. Normalerwe­ise erhalten Schriftste­ller für einen solchen ein bis zwei Jahre Vorlauf, Schleheck schrieb ihren in sechs Monaten. „Das musste ich tun, es waren Sommerferi­en. Das war knochenhar­t.“

Vor kurzem erschienen einige Geschichte­n über Kriminalfä­lle, die in Köln spielten, in einem Band mit dem Titel „Wer mordet schon in Köln“. Schleheck hat lange Zeit in Köln gewohnt. Dort kenne sie sich aus. Es sei schwer gewesen, sich auf nur einige Eigenarten der Stadt zu beschränke­n, sagt sie.

Bald ist Leverkusen in der Reihe „Wer mordet schon in ...“dran. Leverkusen sei ihr allerdings nicht derart in die Wiege gelegt worden – auch wenn sie bereits seit 20 Jahren hier wohne. „Ich dachte, es würde schwierig werden. Jetzt aber fällt es mir auch hier schwer, mich zu beschränke­n“, erzählt die Autorin.

Um mit ihrer neuen Heimatstad­t warm zu werden, brauchte sie etwas. „Von der Straße betrachtet besteht Leverkusen nur aus Autobahn“, erläutert sie lächelnd. Eine Entdeckung­stour auf dem Fahrrad habe sie dann überrascht. „Es gibt so viel Grün in der Stadt“, betont Schleheck. Insbesonde­re das Kulturange­bot hebt sie heraus. Leverkusen sei – anders als andere Städte in der Umgebung – sehr autonom gegenüber dem großen Nachbarn Köln.

INTERVIEW WERNER NOLDEN

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Regina Schleheck (57) brauchte etwas, um mit ihrer neuen Heimat Leverkusen warm zu werden. Seit 20 Jahren wohnt sie hier, derzeit in Bürrig.
FOTO: RALPH MATZERATH Regina Schleheck (57) brauchte etwas, um mit ihrer neuen Heimat Leverkusen warm zu werden. Seit 20 Jahren wohnt sie hier, derzeit in Bürrig.
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